Mandschu

[88] Mandschu, tungusischer Stamm, der gegenwärtig über China herrscht u. die Mandschurei, im Stromgebiete des Amur über 30000 QM., bewohnt, theils ackerbauend, theils nomadisch lebend. Sie waren im 10. Jahrh. den Kitanen unterworfen, machten sich 1114 wieder frei und gründeten 1118 das Reich Kin in China. Sie unterlagen den eigentlichen Mongolen 1213, wurden 1230 aus China vertrieben, traten 1556 wieder auf und drangen seit 1616 erobernd in China vor; 1643 besiegten sie den Kaiser Waitsong, der sich erhängte, die Chinesen verglichen sich mit ihnen und verwandelten die Eroberer in kurzer Zeit in Ihresgleichen. Peter I. von Rußland trat die russ. M.rei an China ab, unter Nikolaus I. hingegen sind die Russen in aller Stille wieder vorgerückt u. haben sich, wie es scheint, des Amurs bis zu dessen Mündung bemächtigt. (Wörterbuch der M.sprache von Amiot, herausgeg. von Langlès, Paris 1789; Grammatik von Gabelentz, Altenburg 1832.)

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 88.
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