Mandschu [1]

[213] Mandschu (Mandschuren), Hauptzweig der tungusischen Stämme, der seine Stammsitze am Oberlauf des Sungari, südlich von Kirin, hatte, wo sie als Jäger, Viehzüchter und Ackerbauer lebten. Das kriegerische, energische Volk hat seit mehr als zwei Jahrhunderten die Vorherrschaft der mongolischen Rasse über Mittel- und Ostasien, auch über Teile Südasiens neu gefestigt. Doch sind die M. sehr gering an Zahl. In der Mandschurei zählen sie kaum mehr als eine Million, im eigentlichen China verschwinden sie unter der Menge der Chinesen. Auch in der Mandschurei sind die Chinesen jetzt schon zahlreicher als die M., doch haben letztere noch den Grund und Boden inne, den erstere nur pachten, nie erwerben können. Am zahlreichsten sind die M. in den Städten als Beamte und Kaufleute; ein beträchtlicher Teil wohnt noch in[213] den Gebirgen um das Tal des Liau. Da einwandernde Chinesen sich fast immer mit Mandschufrauen verheiraten, so geht die mandschurische Nation langsam in der chinesischen auf. In den Ministerien in Peking aber sitzen neben Chinesen M. als höchste Beamte, und der Befehl über das Heer liegt ausschließlich in ihren Händen. Die mandschurischen Häuser haben abweichend von den chinesischen lange, flache, konvexe Dächer in Form eines Zylinderabschnittes und große papierne Fenster und sind immer aus Holz gebaut; nur die Hauptstadt Mukden ist aus Stein errichtet. Über die Geschichte der M. vgl. China, S. 50.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 213-214.
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