Mandschu

[819] Mandschu (Mandschuren), im weiteren Sinne die Bewohner der Mandschurei (s.d.) od. des Amurlandes, im engeren Sinne jedoch nur eins der verschiedenen Völker tungusischen Stammes (s. Tungusen), welches im südlichen Theile dieses Landes seine ursprünglichen Wohnsitze hatte, seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. aber sich bis auf einen kleinen Rest nach China gewandt hat. In ihrer Heimath treiben sie nur in den südlichsten Theilen Acker- u. Gartenbau, meist jedoch sind sie Hirten, Jäger u. Fischer. Die mit der Herrscherdynastie nach China übergesiedelten sind fast ganz der chinesischen Civilisation erlegen. Seitdem ihre Sprache, welche mit den übrigen Tungusischen Sprachen einen der vier Hauptäste des großen Altaischen od. Turanischen Sprachstammes bildet, zur Hofsprache erhoben wurde, haben die M. auch eine Literatur erhalten, s. Mandschusprache u. Literatur. In physischer Beziehung trägt der M., wie alle tungusischen Völker, deutlich das Gepräge der Mongolischen Race; doch zeichnen ste sich durch schöneren u. kräftigeren Körperbau aus, sind namentlich besser u. kräftiger gewachsen als die Chinesen, sind von Charakter rauh u. schmutzig, dabei aber ehrlich, offen u. tapfer. Früher dem Schamanismus ergeben, haben sie sich seit Begründung ihrer Herrschaft den chinesischen Culten, namentlich dem Buddhismus, zugewandt, s. Mandschurei (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 819.
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