Marilley

[809] Marilley (–lih), Etienne, der vielgeprüfte Bischof von Lausanne-Genf, geboren 1804, 1831 Priester, wirkte als Seelsorger in Bern, Echallens (im Waadtlande) und Genf. 1835 ging er als Director des Priesterseminars nach Freiburg, kehrte jedoch auf dringendes Ansuchen des Pfarrers Vuarin 1839 nach Genf zurück und wurde 1843 der Nachfolger dieses gefeierten Mannes. Schon im Juni 1840 wußte die Genfer Regierung den Pfarrer M. zu vertreiben, er fand ein Asyl bei seinem Bischofe in Freiburg i. d. Schw. u. wurde 1846 dessen Nachfolger. Die bekannten schweiz. Ereignisse des Jahres 1847 hatten für M. die Folge, daß er auf Befehl der radicalen Freiburger Regierung am 25. Octbr. 1848 Nachts als Staatsgefangener in das Schloß Chillon am Genfersee [809] geschleppt wurde; ohne je verhört oder überhaupt vor ein Gericht gestellt worden zu sein, führte man ihn am 13. Decbr. 1848 polizeilich bis zur franz. Gränze u. entließ ihn hier mit der einfachen Erklärung, er sei aus dem Bisthum Lausanne-Genf verbannt. Von Frankreich aus verwaltete M. durch seine Generalvicare und Kommissäre seine Diöcese so gut es ging, erst gegen den Schluß des Jahres 1856, als der Radicalismus das Ende seiner Herrschaft im Kanton Freiburg kommen sah, vereinbarte die Freiburger Staatsregierung mit der Kirche einen modus vivendi und am 19. Decbr. 1856 hielt M. wiederum seinen Einzug in Freiburg nach einer Verbannung von 8 Jahren 55 Tagen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 809-810.
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