Newman

[329] Newman (Njumänn), John Henry, der berühmte Freund Puseys u. gegenwärtig eine Säule der kathol. Kirche in Großbritannien, geb. am 21. Februar 1801 zu London, wurde Baccalaureus der Theologie, Mitglied der Universität Oxford, Pfarrer an der Kirche der hl. Jungfrau. Während er durch seine Predigten namentlich auf die studierende Jugend begeisternd einwirkte, wurde er als Schriftsteller u. Redaktor der British critic seit 1833 ein Hauptheld der puseyitischen Bewegung. In die Tracts for the times (Zeitgemäße Abhandlungen), eine gelehrte Zeitschrift, welche 1833–416 starke Bde. füllte, lieferte N. berühmte Abhandlungen, namentlich die 90., worin er, um weiteren Uebertritten der Puseyiten vorzubeugen, zu beweisen suchte; die 39 Artikel stimmten mit den Dogmen des Tridentinums wesentlich überein. Allein die Zurücktritte wurden dadurch befördert, namentlich in Oxford selbst. u. als am 9. Okt. 1845 N. selbst in Rom zur Kirche zurücktrat, folgten im Ganzen über 6000 Personen seinem Beispiel. In der gehaltreichen Schrift »Ueber die Entwicklung der christlichen Lehre« (deutsch von Brühl, Schaffhausen 1847, bearbeitet von Lorinser, Breslau 1847) rechtfertigte N. seinen Schritt, wurde 1847 Priester u. Oratorianer, führte die italien. Congregation seines Ordens in seinem Heimathlande ein u. wirkte seitdem daselbst mit apostolischem Eifer für die Kirche. Sein Prozeß mit dem Apostaten Achilli zeigte neuestens wiederum, wie hoch N. in der Achtung u. Liebe stehe. indem die enormen Prozeßkosten freiwillig von den Katholiken zusammengesteuert wurden, anderseits ward dadurch das Urtheil bestätigt, der fanatische Katholikenhaß sei auch in England noch immer das Hauptbindemittel des Protestantismus gegen die Kirche. Andere Schriften: The Arians of the fourth century (Lond. 1834), Letters on certains difficulties felt by Anglicans in submitting to Rome (Lond. 1850), sowie Discourses adressed to mixed congregations (London 1850, deutsch von Schündeler, Mainz 1851). Vergl. Jul. Gondon: Notice biographique sur le R. P. Newman, de lʼOratoire de S. Philippe de Neri, Paris 1838. – N., William, Bruder des Vorigen, geb. 1805 zu London, gegenwärtig Professor der röm. Literatur daselbst, erwarb Ruf als Philolog, Historiker (über die hebräische Monarchie, röm. Geschichte) u. Philosoph, als letzterer namentlich durch ein Werk über die Seele (the soul, her sorrows and her aspirations, 3. Aufl. Lond. 1852, deutsch von Heymann, Leipzig 1851), schrieb 1852 auch über die Fremdenpolizei in England.[329]

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 329-330.
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