Spinnen [1]

[286] Spinnen, nennt man die Verarbeitung eines faserigen Stoffes zu einem gedrehten Faden. Die ursprüngliche u. älteste Art zu s. ist das S. mit der Hand am Rocken mittelst der Spindel, noch jetzt in vielen Ländern in Gebrauch. Um 1530 wurde von Jürgens in Nürnberg das Spinnrad erfunden, dessen mechanische Einrichtung sich im Wesentlichen bis jetzt gleich blieb. Der großartige fabrikmäßige Betrieb des S.s mittelst eigener Spinnmaschinen stammt aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrh. u. ist eine Erfindung der Engländer. Die erste Erfindung ist von Rich. Hargreaves in Nottingham 1767. Seine Maschine, spinning Jenny, hatte zuerst blos 8, später aber bedeutend mehr Spindeln, war indeß noch sehr unvollkommen u. mußte durch Menschenhand betrieben werden. Drei Jahre später brachte Rich. Arkwright eine Maschine mit Wasserkraft zur Ausführung (Wassermaschine), die schon einen hohen Grad von Vollkommenheit besaß und eine große Menge sehr seiner sowie gleicher Fäden auf einmal s. konnte, bei welcher Menschenhand nur zur Anlegung des Spinnstoffes nöthig war. Seine Maschine ist der Hauptsache nach die gleiche geblieben u. noch jetzt allgemein in Anwendung. Die von Crompton erfundene Mule Jenny zeichnet sich durch die Feinheit ihres Gespinnstes aus. Zuerst wurde auf diesen Maschinen blos Baumwolle gesponnen, erst später gelang auch das S. von Wolle u. Flachs. Dem S. auf der eigentlichen Spinnmaschine gehen indeß mehre Operationen zur Vorbereitung des Materials voraus, wozu besondere Hilfsmaschinen dienen, welche bei den verschiedenen Spinnstoffen verschieden sind.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 286.
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