St. Germain

[19] St. Germain (– Schrmäng), Joseph, Graf von, nannte sich zuweilen ein Abenteurer, der wahrscheinlich um 1700 in Italien geboren wurde u. von 1750 an größeres Aufsehen in Europa erregte, als bald darauf Cagliostro (s. d.); er besaß ein merkwürdiges Gedächtniß, hatte bereits alle lebenden Sprachen inne, verstand sich auf Naturwissenschaften, war ein trefflicher Musiker u. vollendeter Lebemensch, wollte im Besitze der größten Geheimnisse sein, eine Verjüngungsarznei besitzen und vermittelst derselben ohne Speise und Trank bereits 2000 I. gelebt haben. Welchen Glauben S. G. bei den Ungläubigsten seiner Zeit fand; geht daraus hervor, daß ihn Ludwig XV. 1760 nach London schickte, um Friedensunterhandlungen einzuleiten, daß er 1762 gelegentlich der Palastrevolution in Petersburg bedeutend mitspielte u. vom Grafen Orloff mit Gold überschüttet wurde und daß der Markgraf Karl Alexander von Bayreuth ihn zu seinem zweiten Ich erkor. S. G. st. um 1785 beim Landgrafen Karl von Hessen zu Eckernförde in Schleswig am Schlagfluß; E. M. Oettinger hat ihn zum Helden eines Romanes gemacht (Lpzg. 1841. neu 1846).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 19.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: