Saint-Germain

[436] Saint-Germain (spr. ßäng-schermäng), Graf von, berühmter Abenteurer des 18. Jahrh., dessen wahrer Name nicht bekannt geworden ist, der aber wahrscheinlich aus Portugal stammte, trieb sich mit dem Vorgeben, schon 2000 oder 3000 Jahre alt zu sein und Christus und die zwölf Apostel gut gekannt zu haben, und des Besitzes von allerlei Wundergaben[436] und Zauberkräften sich rühmend, seit 1740 unter verschiedenen adligen Namen in den feinern Zirkeln der Hauptstädte Europas umher. Vielseitiges Wissen und ein seltenes Gedächtnis, große Weltkenntnis und ein gefälliges Äußere unterstützten seine Schwindeleien, durch die er die Gunst Ludwigs XV., des Fürsten Orlow, des Markgrafen Karl Alexander von Ansbach und des Landgrafen Karl von Hessen zu gewinnen wußte. Meist entfaltete er großen Reichtum, von dem man vermutete, daß er ihn durch Spionagedienste erworben. Er starb 1784 in Eckernförde. Cagliostro galt als sein Schüler. Vgl. Öttinger, Graf S. (Leipz. 1846); Bülau, Geheime Geschichten, Bd. 1 (2. Aufl., das. 1863; auch in Reclams Universal-Bibliothek).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 436-437.
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