Synthesis

[395] Synthesis, griech., Synthese, Zusammensetzung, Verbindung, Verknüpfung, namentlich im Denkacte die Verknüpfung des Mannigfaltigen zur Einheit im Bewußtsein; synthetische Methode, die der analytischen entgegengesetzte wissenschaftliche Methode, welche vom Allgemeinen zum Besondern fortgeht, im Grunde die einzige wissenschaftliche Methode, weil ohne sie von Einsicht in den Zusammenhang der einzelnen Sätze und von einer Gliederung derselben nicht die Rede sein kann, dabei aber auch gleichbedeutend mit dogmatisirender Methode, weil sie verlangt, daß man Sätze als bekannt und gewiß zur Grundlage eines Systemes mache, die wohl vorausgesetzt aber niemals bewiesen werden können. Es liegt im Wesen der synthetischen Methode, daß sie ihre Anwendung vorzugsweise hinsichtlich der sog. rationalen od. Vernunfterkenntnisse findet, gemäß dem uralten Spruch: ope analyseos leges naturae conduntur, ope syntheseos phaenomena explicantur (mit Hilfe der Analyse gelangt man zu den Gesetzen des Geschaffenen, mit Hilfe der S. wird die Erscheinungswelt erklärt). Synthetische Systeme nannte man bisweilen die wissenschaftlichen Versuche, den Idealismus u. Realismus auszugleichen u. zu versöhnen, somit wesentlich gleichbedeutend mit Eklekticismus, Realidealismus.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 395.
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