Tessin [2]

[440] Tessin, schweizer. Kanton, 53 QM. groß, mit 117000 kath., ital. redenden (mit Ausnahme des deutschen Dorfes Bosco) E. Der Kanton liegt größtentheils im Hochgebirge, hat entsprechendes Klima und Erzeugnisse, im Süden dagegen die der lombard. Ebene. Die Verfassung ist demokratisch-repräsentativ; Hauptorte, zugleich die reichsten, sind Bellinzona, Lugano, Locarno. Ein Theil der Männer wandert als Cafetiers, Zuckerbäcker, Pfannenflicker etc. in die Lombardei, deßgleichen die Töchter als Dienstmägde. Der obere Theil des Thales, die Leventina (Livinerthal), war seit dem 14. Jahrh. Uri unterworfen, um den südl. Theil kämpften Uri, Schwyz und Unterwalden lange mit den Beherrschern der Lombardei, bis sie ihn behaupteten und daraus die sog. ennetbergische (jenseit der Berge gelegene) Vogtei bildeten. 1798 hörte dies Verhältniß auf und T. trat 1803 förmlich in die Eidgenossenschaft als Kanton. Er hat sich noch nie gut bewährt, sondern sich durch schlechte Verwaltung, Unordnung, Charakterlosigkeit der Bevölkerung und unschweizerisches Sympathisiren mit den ital. Revolutionären ausgezeichnet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 440.
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