Tessin [2]

[402] Tessin, eine vom Ende des 14. Jahrh. an in Schweden u. Pommern vorkommende u. von da nach Schwaben übergesiedeltee Familie, welche sich vormals von Tezen schrieb. In Schweden erlangte eine Linie vom König Karl XII. den Grafenstand, während die in Schwaben begüterte durch ihre reichsunmittelbaren Besitzungen, welche jetzt unter württembergischer Oberhoheit stehen, in den Rittercanton Neckar u. Schwarzwald aufgenommen wurde. A) In Schweden zeichnete sich aus: 1) Nikodemus, geb. 1654 in Nyköping, Architekt; leitete nach mehren Reisen die Anlagen der Gärten von Ulrichsdal, Drottningholm u. Strömsholm; ehe er an den Neubau des Stockholmer Schlosses ging, machte er eine neue Reise durch Holland u. Deutschland. 1697 wurde er Hofmarschall u. 1712 Reichsrath, welches Amt er 1726 wieder verlor, weil er zu frei gegen König Friedrich gesprochen hatte; dafür wurde er Kanzler der Universität in Lund u. st. 1728. 2) Graf Karl Gustav, Sohn des Vor., geb. 1694 in Stockholm; von 1714–1719 durchreiste er Deutschland, Frankreich u. Italien, gab nach Karls XII. Tode der Partei der Hüte ein entschiedenes Übergewicht über die der Mützen, war 1724 als Gesandter in Wien u. 1735 in Dresden, 1738 Reichstagsmarschall, 1739–41 Gesandter in Paris, dann Reichsrath u. ging 1743 nach Kopenhagen, um die zwischen Dänemark u. Schweden entstandenen Differenzen auszugleichen. 1744 brachte er die Vermählung des Kronprinzen mit der Prinzessin Luise Ulrike von Prenßen zu Stande. 1747 wurde er Präsident der Reichskanzlei u. darauf Oberhofmeister des Kronprinzen, nachherigen Königs Gustav III. Von Rußland bei den Reichsständen verdächtigt, verlor er 1761 seine Stelle, zog sich auf sein Landgut Orkolo zurück u. st. daselbst 1770 (vgl. Schweden S. 560). Er schr.: Briefe eines alten Mannes an einen jungen Prinzen. B) Das Geschlecht in Deutschland, wo es in Württemberg begütert ist, theilt sich in zwei Linien: a) Kilchberger Linie; jetziger Chef: 3) Freiherr Friedrich, Sohn des 1833 verstorbenen Freiherrn Ferdinand, geb. 1816; b) Hochdorfer Linie; Chef: 4) Freiherr Benjamin, geb. 1793, ist württembergischer Major a. D.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 402.
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