Veredeln der Obstbäume

[599] Veredeln der Obstbäume, geschieht entweder durch Ablactiren, wobei der Zweig eines edeln Baumes, der neben einem Wildling steht, einen Ausschnitt oder eine Kerbe erhält und in den Ausschnitt eines Zweiges des Wildlings so gefügt wird, daß sich die verletzte Rinde beider Zweige möglichst berührt, worauf die Stelle mit Baumwachs etc. geschlossen wird und das Edelreis auf dem Wildling fortwächst; od. durch Aeugeln, Oculiren (s. d.), oder durch Copuliren (s. d.), oder durch Pfropfen. Man pfropft entweder in den ganzen Spalt d.h. der Ast oder junge Baum wird quer durchschnitten, etwa 1/2'' tief gespalten, u. an beiden Seiten des Spalts od. nur an einer das Pfropfreis so eingesetzt, daß seine Rinde genau auf die innere Rinde des Wildlings paßt; oder in den halben Spalt, wobei der Wildling nur zur Hälfte gespalten wird; od. in die Rinde, wobei das Pfropfreis zwischen Rinde, Splint und Holz zu stehen kommt. Die natürlichste und sicherste Methode ist das Oculiren, das nur bei ältern Bäumen mit starker Rinde nicht stattfinden kann. Die Ansicht ist übrigens ganz falsch, als ob durch die Veredlung ein Wildling seine Natur bis an die Wurzelspitzen ändere; das edle Auge oder Reis ist vielmehr eine vollständig organisirte Pflanze, welche die Säfte des Wildlings einsaugt, auf den sie durch das V. verpflanzt wird, und dieselbe mit ihren Organen und ihrer Beschaffenheit entsprechend verarbeitet.[599]

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 599-600.
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