Voß [2]

[648] Voß, Name einer berühmten Gelehrtenfamilie des 17. Jahrh. – Gerhard Johann, latinis. Vossius, geb. 1577 in der Nähe von Heidelberg, trat schon 1598 als öffentlicher Lehrer zu Leyden mit außerordentlichem Beifalle auf, wurde Professor der Beredsamkeit und Chronologie, bearbeitete im Auftrage der Generalstaaten eine lateinische und eine griechische Schulgrammatik, erhielt 1630 ein Canonicat zu Canterbury mit der Erlaubniß, dasselbe außer Landes zu verwalten, ging zuletzt als Professor der Geschichte nach Amsterdam, verlor hier mehre Söhne rasch hinter einander durch den Tod und st. 1649 selber in Folge eines Sturzes von einer Bücherleiter. Unter seinen grundgelehrten philolog. Schriften, die 1695–1701 zu Amsterdam in 6 Folianten erschienen, nennen wir nur: Aristarchus sive de re grammatica. – Unter seinen vor ihm gestorbenen Söhnen hatten Matthias (gest. 1621) als Historiker (annales Hollandiae), Gerhard und Dionys (gest. 1633) als Philologen sich einen Namen erworben; der einzige ihn überlebende war Isaak, geb. 1618 zu Leyden, bereits als Kind ein Gelehrter, durch Reisen noch mehr gebildet, 1648 am Hofe der gelehrten Königin Christine von Schweden, von Ludwig XIV. ausgezeichnet u. beschenkt, 1673 Canonikus zu Windsor, wo er 1689 st. Erbe des Ruhmes seines Vaters erwarb er eigenen als ein ebenso gründlicher wie fruchtbarer Schriftsteller durch philologische (Commentare zum Catull, Juvenal, Petronius u.s.f.), historische, geographische u. chronologische (dissertatio de 70 interpretibus; appendix ad librum de 70 interpretibus) Arbeiten, befleckte aber seinen Ruf durch Streitsucht (Fehden mit Holstenius, Gronov, Salmasius u.a.m.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 648.
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