Wessenberg

[702] Wessenberg, Joh. Phil., Frhr. von W.-Ampringen, geb. 1773 zu Dresden, wo sein Vater Phil. Karl Frhr. v. W. damals als österr. Gesandter weilte, einem uralten allemannischen Geschlechte angehörig, das, als Oesterreich den Aargau verlor, von da in den Breisgau übersiedelte, trat 1797 in den österr. Staatsdienst, war 1803 Ministerresident in Frankfurt, 1806 in Kassel, hierauf Gesandter in Berlin, 1811 in München, wo er das spätere Bündniß Bayerns mit Oesterreich einleitete. Er gehörte zu den Staatsmännern, welche zu dem Sturze der Fremdenherrschaft die wichtigsten Vorarbeiten ausführten; 1813 unterhandelte er das Bündniß zwischen Oesterreich und England, war bei den Friedensschlüssen zu Paris u. auf dem Wiener Congresse thätig, wo er den Verhandlungen über die deutschen Verhältnisse präsidirte. Später zog er sich zurück, was die öffentliche Meinung aus seiner Abneigung gegen das seit 1816 herrschende System in Deutschland und Oesterreich erklärte; 1830 dagegen ging er als österr. Gesandter in die Niederlande u. nach London zu den Conferenzen, wo er neben Talleyrand, Palmerston und dem russ. Gesandten Matuscewitsch seinen 1813 erworbenen Ruhm als ausgezeichneter Diplomat erneuerte. 1848 wurde er noch einmal auf die polit. Bühne als österr. Minister des Auswärtigen gerufen, von der er jedoch bald abtrat und sich in das Privatleben nach Freiburg im Breisgau zurückzog.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 702.
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