Winterschlaf

[730] Winterschlaf nennt man den schlafartigen, lethargischen Zustand, in welchen viele Thiere während des Winters verfallen. Er wird herbeigeführt durch den Mangel der zum Leben des Organismus nöthigen Bedingungen, sei es der Nahrung oder der nöthigen Wärme. Am allgemeinsten kommt der W. in der Klasse der Amphibien vor, außerdem bei einigen Weichthieren, vielen Insekten, auch bei mehren Fischen und Säugethieren (Igel, Maulwurf, Hamster, Erdmaus, Biber, Dachs, Murmelthier, Fledermäuse etc.). Bei den Vögeln will man nur bei zurückgebliebenen Schwalben zuweilen einen W. beobachtet haben. Die Tiefe des Schlafs ist bei den verschiedenen Thieren verschieden, am festesten bei den in der Erde lebenden Insekten und beim Murmelthier; Dachs und Bär dagegen verlassen zuweilen ihr Lager. Eben so verschieden sind die Schlafstätten und die Körperstellung der Thiere während des W.s. Im vollkommenen W. sind die Thiere unempfindlich gegen äußere Eindrücke, selbst gegen Wunden, die Blutbewegung geht sehr langsam und unvollkommen vor sich, das Athmen hört fast gänzlich auf, die Wärme des Thieres sinkt u. das Nahrungsbedürfniß ist ganz od. größtentheils erloschen. Einen ähnlichen jährlichen Schlaf zeigen viele Amphibien in den Tropenländern im Sommer.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 730.
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