Woltmann

[743] Woltmann, Karl Ludwig von, Geschichtschreiber, geb. 1770 zu Oldenburg, durch Spittlers Einfluß Privatdocent in Göttingen und hier mit Bürger befreundet, 1794 Professor der Philosophie zu Jena und mit Schiller bekannt, lebte von 1799 an als hamburgischer Resident und Geschäftsträger für Hessen-Homburg, Hamburg, Bremen u. Nürnberg in Berlin, mußte 1813 wegen seiner Verbindung mit dem Freiherrn von Stein fliehen und zog nach Prag, st. 1817 zu Berlin. Als Historiker kann W. ein Schüler Schillers genannt werden: glänzende Diction, lebendige Darstellung, viel Geist, aber blutwenig Quellenstudium, große Einseitigkeit und Parteilichkeit, hohle Rhetorik im Ueberfluß (Geschichte Frankreichs, Großbritanniens, der Reformation, des westfälischen Friedens, Böhmens u. s. f). Mit seiner Gattin Karoline, einer geb. Stosch, geb. 1782 zu Berlin, gest. 1847 zu Prag, Verfasserin der Volkssagen von Böhmen (Prag 1815), vieler Gedichte, Romane und geschichtlichen Darstellungen, schrieb W. die »Memoiren des Freiherrn von S–a«, von denen Hillebrand bemerkt: »Einseitigkeit und Anmaßlichkeit verderben das Urtheil, welches sonst hin und wieder treffend genug ist; das Streben nach geistreich flüchtiger Unterhaltung hindert die Gediegenheit.« W.s sämmtliche Werke gab seine Frau heraus in 18 Bänden, Prag 1818–21.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 743.
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