Anziehung

[51] Anziehung (Attraktion) heißt die Kraft, welche sich in dem Bestreben der Körper, sich einander zu nähern äußert, oder richtiger sich in der Tatsache, daß sie sich nähern, dokumentiert. Sie zeigt sich zwar in allen Körpern, aber ist in ihrem Wesen bisher nicht erkannt, obwohl es viel Versuche zur Erklärung derselben, wie z. B. die Stromtheorie von Huyghens, die Stoßtheorie von Thomas Young, die Isenkrahesche Ätherhagelschirmtheorie etc. gibt. – Newton (1642-1718) hat 1665 das Gesetz entdeckt (ausgesprochen 1687 in den Naturalis philosophiae principia mathematica), daß sich alle Weltkörper im Verhältnis ihrer Masse und im umgekehrten Verhältnis des Quadrates ihrer Entfernung anziehen. Kant hat 1756 (Monadologia physica) die Materie auf die beiden Kräfte[51] der Attraktion und Repulsion zurückgeführt und diese Reduktion auch in der Zeit seiner kritischen Philosophie aufrechterhalten (Metaphys. Anfangsgründe der Naturwissenschaft, Riga 1786). Ostwald setzt an Stelle der Anziehungskraft den Begriff der Distanzenergie. (Ostwald, Vorles. üb. Naturphil. Leipzig 1905 S. 117.) Vgl. Abstoßung.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 51-52.
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