Cartesianismus

[112] Cartesianismus ist die Lehre des Cartesius (1596 bis 1650) und seiner Schüler. Sie schreibt der Philosophie die rationalistische Methode vor und beginnt mit dem Zweifel an allem demjenigen Wissen, das vor dem philosophischen Denken erworben ist (de omnibus dubitandum). Sie geht von der Selbstgewißheit des Denkens (cogito, ergo sum), zu der Aufstellung der Klarheit und Deutlichkeit als Kriteriums der Wahrheit (omne est verum, quod clare et distincte percipio), zu der Annahme allgemeiner Kausalität (nihil ex nihilo fit), zu dem Nachweis der Existenz Gottes, zu der dualistischen Aufstellung einer unendlichen Substanz (deus) und zweier endlichen Substanzen, der ausgedehnten und denkenden, der Materie und des Geistes, und endigt in der mechanistischen Erklärung aller Naturvorgänge, die nur den Begriff von Druck und Stoß voraussetzt, sowie in der Scheidung von Leib und Seele am Menschen. Aus dem Cartesianismus hat sich der Occasionalismus (s. d.) entwickelt. – Am charakteristischsten für den Cartesianismus ist der scharfe Dualismus von Geist und Körper, Seele und Leib. Dem Prinzip des influxus physicus (s. d.) gegenüber war der Cartesianismus ein Fortschritt, an sich aber eine unhaltbare Idee. Ihn zu beseitigen, strebte die nachfolgende Philosophie (Spinoza, Leibniz, auch Kant).

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 112.
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