Deduction

[135] Deduction (lat. deductio, gr. apagôgê), eigentl. die Herabführung, die Ableitung, ist diejenige Beweis- und Darstellungsmethode, welche das Besondere aus dem Allgemeinen ableitet. Das Mittel dieser Ableitung ist der Syllogismus (s. d.). Sie ist also nur da in der Wissenschaft möglich, wo ein Allgemeines bereits gegeben ist. Da dieses aber nur durch Abstraktion und Induktion gefunden wird, so fußt die Deduktion auf den Resultaten des Abstraktions- und Induktionsprozesses. Sie stellt die Abstraktionen und Induktionen in Definitionen, Gesetzen und Hypothesen zusammen, gliedert dann durch Einteilung den wissenschaftlichen Stoff nach den Verhältnissen der Über-, Unter- und Beiordnung. Sie setzt die allgemeinen Begriffe logisch in Beziehung zueinander und zieht aus ihnen Folgerungen oder leitet aus den gewonnenen Gesetzen syllogistisch die Tatsachen und ihre Erklärung ab. Sie ist die fruchtbare Methode der Mathematik und hat auch in der Naturwissenschaft da ihren Platz, wo man bereits Erfahrungen gesammelt, Hypothesen aufgestellt und Prinzipien gewonnen hat. Für die Philosophie ist sie dagegen die fruchtbare Methode nicht. Die Philosophie ist nur durch die Induktion vorwärts gekommen, und auch in ihr kann die Deduktion erst der Induktion folgen. Deduktive Systeme wie das des Aristoteles,[135] Fichtes, Schellings, Hegels, Schopenhauers haben sich nicht bewährt. So ist der Versuch des Aristoteles (384-322), den ganzen Kosmos aus vier Prinzipien: Form, Stoff, Ursache und Zweck, Fichtes (1762-1814) aus dem Ich, Schellings (1776-1854) aus dem Absoluten, Hegels (1770-1831) aus der Idee, Schopenhauers (1788-1866) aus dem Willen zu konstruieren, doch im Kerne mißlungen.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 135-136.
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