Gummi Ammoniacum

Gummi Ammon.
Gummi Ammon.

[48] Gummi Ammoniacum.

Ammoniacum gummi, vel Gummi hammoniacum, sive Gutta Ammoniaca, frantzösisch, Gomme ammoniac, ist ein Gummi, welches aussenher gelbicht siehet, inwendig aber weiß, von widerlichen Geruch, bey nahe wie das Galbanum, und von bitterlichen Geschmack. Es rinnet, als wie weisse Tropfen, aus den aufgeritzten Aesten und Wurtzeln einer Sorte der Ferula oder des Gertenkrautes, Ferula galbarifera genannt, welche in Lybien, an sandigen Orten in grosser Menge wächst, vornehmlich aber um denjenigen[48] Platz, allwo vordessen des Jupiters Hammons Tempel soll gestanden haben. Etliche nennen dieses Gewächse Metopion, von μετὰ, trans, hindurch, und ὀπὴ, foramen, ein Loch, dieweil es durch und durch voll Löchlein ist.

Das beste Gummi Ammoniacum muß in seinen reinen und schönen Tropfen seyn, die des Olibani Tropfen ähnlich sehen, trucken, weiß und brüchig sind, beym Feuer bald weich werden, sich leichtlich pulvern lassen, bitterlich schmecken, und widerlich riechen.

Die Materialisten verkauffen auch eines in massa, in Klumpen, allein darunter sind viel Samenkörner und anderer Unrath. Doch wird es zu den Pflastern gebrauchet, und soll darzu ausgelesen werden, wann fein viel Blätter drunter sind, es auch sonst nicht gar zu unsauber ist.

Das Gummi ammoniacum führet viel Oel und Sal essentiale oder volatile, wenig Feuchtigkeit und Erde.

Es erweichet, verzehret, digeriret, zertheilet, eröffnet, und ist gut zur Verhärtung der Miltz, der Leber und des Gekröses: es öffnet die Verstopfungen: treibet der Weiber Zeit: wird auch sonsten innerlich und äusserlich gebrauchet.

Ammoniacum kommt her von ἄμμος, arena, Sand, dieweil der Baum, davon dieses Gummi rinnet, im Sande wächst.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 48-49.
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