[Amaranthens braune Wangen]

[274] Amaranthens braune Wangen

Haben meinen Geist besiegt.

Könt ich ihre Gunst erlangen/

Ach wie wär ich so vergnügt!

Neue Glutt fühl ich im Hertzen;

Lieb ich nimmer ohne Schmertzen.


Tugend-voll ist ihr Beginnen/

Daß man nichts zu klagen weiß/

Als die allzuharten Sinnen/

Und das Hertze voller Eiß.

Lieben und nicht Lieb erwerben

Macht uns offt und nimmer sterben.


Reist sich gleich von ihrem Stricke

Mein gefangnes Hertze frey/

Bringt sie doch mit einem Blicke/

Solches auff das neu herbey.

Wer kan für der Augen Blitzen

Seiner Freyheit Recht beschützen?


Ich gedachte mir zu leben/

Ohn der Liebe Joch zu seyn:

Was ich ihr nicht wolte geben/

Hat sie selbst genommen ein:

Besser ist sich leicht entschlüssen

Als gezwungen lieben müssen.


Man mag streiten/ man mag klagen/

Mag ihr kräfftig widerstehn:

Niemand wird doch ihren Plagen

Zu bestimmter Zeit entgehn.

Wer sich ihrer will befreyen/

Fängt offt erst recht an von neuen.


Ich/ von kühner Lust getrieben/

Wolte wissen/ was die Zier[275]

Schöner Augen kan verüben;

Izo büß ich nun dafür.

Wer weiß/ was er sich erkühnet/

Wenn er/ Nimphe/ dich bedienet?


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 274-276.
Lizenz:
Kategorien: