Jagt der Liebe

[272] Indem du gehest nach durch Feld und Wald den Thieren/

Schau ich/ ob ich ein Wild der Venus fangen kan.

Du redest offt was stumm/ und ich was taub ist/ an/

Du läst die Grausamkeit/ ich kühne Freyheit spüren.

Du läst dich einen Hirsch durch Berg und Thäler führen/

Mich bringt ein schönes Wild auff unbekannte Bahn.

Du setzest Strick und Netz/ ich Wort und Reden dran/

Wir müssen beyderseits offt Müh und Zeit verlieren.

Wir fragen beyde nichts nach Regen oder Wind/

Und wie dich offtermahls die falsche Spur betriegt/

So werd' in eitler Furcht und Hoffnung ich gewiegt.

Nur diß ist noch/ in dem wir unterschieden sind:

Du hast der Mühe Lohn zuweilen schon empfangen/

Mir aber ist bißher kein Wild noch eingegangen.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 272-273.
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