Fünff Frauenzimmer/ fünff Sinnen

[137] Fünff Sinnen geben sich uns itzund anzuschauen:

Wie aber sollen wir dieselben theilen ein?

Daß wir nicht stossen an bey Fräulein oder Frauen/

So wird des Wirthes Rath darzu vonnöthen seyn.


Zwar zeigt sich das Gesicht in hold-beflammten Blicken/

Und frisches Feuer ist der Fräulein Eigenthum;

Doch will sich noch ein Sinn zu ihrer Anmutt schicken.

Wo schöne Blumen blühn/ hat der Geruch den Ruhm.


Der Wirthin Höfligkeit will man sich selbst entdecken/

Ob ihr von jedem Sinn ein sonders Lob gebührt/

Daß sie es diesen Tag am meisten sucht vom Schmecken/

Indem sie uns zum Glaß und gutter Speise führt.


Wo hoher Tugend Preiß mit vollem Glantze spielet/

Erschallet auch der Klang darvon mit hellem Thon.

Wenn Auge/ Ruch/ Geschmack und Ohr Vergnügung fühlet/

So bleibt noch über diß der fünffte Sinn mein Lohn.

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 4, S. 137.
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