Wie Andolosia auß Franckreich rait tzu dem künig von Engeland kame vnd wol entpfangen ward.

[103] Do kam Andolosia auch wider gen Lunden, ward schon enpfangen von dem künig vnd als ettlich tag vergiengen vnnd der raissig zewg auch ain tail hynweg rait, lůd der künig Andolosia zu gast vnd satzt yn an seinen tisch, da nyeman was, dann der künig vnd künigin vnd ain ainige tochter, so er het, aine der aller schönsten frawenbild was, so man in der welt finden mocht, so weiss vnd so tzart, Das sy der schönen Amaley, auch etwann ain künigin in Engeland gwesen, vergleicht ward. die selb schön iunkfraw hyeß Agripina, die ward gegen Andolosia zu tisch gesetzt, vnd als sy Andolosia anfache, gedacht er, wenn sy ain engel vnnd von got daherr auf erd gesandt war, so wär sy nit hübscher zu formieren vnd ward entzündt mit ainer inbrünstigen lieb, jm ward sein hertz mit ainer sollichen wolluftigkeit vmbfangen, das er weder essen noch trincken mocht, Des die alt künigin wol war nam, wann er ward ye rott, denn blaich, als offt den rechten liebhabenden hertzen beschicht vnd mercket, das er den angel der liebin enpfangen het vnd wenn der künig etwas mit ym redet, so kund er ym kain antwurt geben. So gab ym Agripina ye ainen blick, das yn dann noch voster zu der lieb bewegt vnd vermaint, ir gemüt solt gen ym ston, als das sein gegen ir, da noch verr hyn was. Als nun die maltzeit volbracht ward vnd die weil man aß mengerlay saytenspil, hübsch sprüch, als man gewonlichen vor der herren tisch pfligt zu thon, da Andolosia wenig auff gemerckt het, wann er hett alle sein vernunft auff Agripina gelegt vnd kam allso zu hauß mit liebe beladen fester dann ain kämelthyer, das pfeffer auß India gen Alkeyro tragen můß, denen man tzumal schwär sam[103] auff legt. Vnd als er haim kam vnd allain was, gedacht er: O wolte gott, das ich von künigklichem stammen geborn wär, So wolt ich dem künig so treülichen dienen vnd in dem vertrawen sein, er müßte mir die schönen Agripina vermählen. was wollt ich mer dann ainen sollichen schönen gemahel? so ich aber nit so hoch geboren byn, so kan ich dannocht nit lassen, ich můß ir hold sein vnd vmb ir liebe werben, mir geschech recht, wie got wöll! vnd fieng erst an, fast zu stechen vnnd andere ritter spil tzu üben, wann er wol wißt, wenn man solichs thet, das die künigin vnnd ir tochter zu lůgtten, darumb er gar grossen vleiß thet, eer zubeiagen vnd lůd auff ain mal die künigin vnd ir tochter vnd all edel frawen, so an des künigs hoff waren vnd gab ynen so ain köstlich mal, das man wunder dauon zu sagen het. das ward dem künig gesagt, wie er so ain kostlich malzeit gegeben het, dartzu der künigin ain kostlich klainat geschenckt, des geleychen der iungen künigin Agripina Vnd der künigin mägtt vnnd ir kamermaisterin. den schanckt er allen gar kostlich, vmb das er desterbaß entpfangen wurd, wenn er gen hoff kam, als auch beschach. wenn er kam, so ward er eingelassen zu der künigin vnd der schönen Agripina, das yn auch gar wol frewet vnd als er auf ain mal gen hoff kam, sprach der künig zu jm: mir sagt die künigin vnd andre, wie du yn als ain kostlichs mal habest gegeben. warumb ladestu mich nit och dartzu? Andolosia sprach: O aller gnädigster herr künig, wenn euer königlich maiestat mich, ewern diener, nit verschmähen wolt, wie ain grosse freüd mir das sein müßt, das ir das täten! Der künig sprach: so lad mich, ich wil auf morgen kommen vnd ir zehen mit mir bringen. Dess was Andolosia vast fro, Gieng eyllentz haym vnd gab seinen dienern gelts genůg, das sy giengen kauffen, was sy gůts funden vnnd befalch auch dem koch, das er vleiß brauchet vnd die kostlichest malzeit beraitet, so er ye gethon het, daz er auch kain sparen daran hette vnd durch gelts willen nichts vnderwegen lyeß. Also ward die maltzeitt gar kostlich vnd wol berait vnnd als alle ding zugericht waren, kam der künig mit graffen vnd herren vnd ward die malzeit reichlich volbracht mitt kostlichem getranck vnd manigerlay trachten von[104] essen, das der künig wunder darab het vnd die andren, so mit dem künig kommen waren. Der künig gedacht, disen Andolosia rewet kain gelt vnnd hat weder land noch leüt. Ich můß ym ettwas beweisen, darbey er mercken můß, das er nit so mächtig ist, als er maint vnd geleich balld darnach an aim morgen enbott der künig Andolosia, er wolt mit ym zu mittag essen, des Andolosia aber fro was vnnd sandte seine diener auß zu kauffen, was man gůts fand, das auch alles beschache. der künig hett aber verbotten auff leib vnd gůtt, das nyemand ym sollt holtz zukauffen gebenn, noch kaynerlay holtzwercke, weder schiff noch anders. Do nun seine diener alle ding kaufft heten vnd man syeden vnd bratten solt, do hetten sy kain holtz. Andolosia samt auß, man solt heüßer, schiff oder zeün, was man ankommen kund, kauffen, darbey man die speiß künd beraytten, vnd wo die botten hyn kamen, da wolt man yn nicht zu kauffen geben. Do Andolosia das Hort, marckt er wol, das es des künigs bott was, vnd sandte eylentz zu den Venedigern, die zu Lunden ire geleger haben vnd lyeß yn abkauffen nägelin, muscatt, sandel vnd zymetrinden, das schut man an die erd vnd zundt es an, darbey kochet man vnnd beraitet die speiß, als ob es sunst holtz wäre. do es nun vmb die malzeit ward, gedacht der künig, die malzeytt het nit mügen beraitt werden, nitt besterminder sass er auff vnnd nam die herren, so vor mit ym waren gewesen. vnd ritten gen Andolosia herberg, vnd als sy nun schier dem hauß nachneten, do gieng jn ain sollicher edler wolriechender geschmack entgegen, das sy wunder darab hetten vnd ye näher sy dem nachneten, ye grösser der gůt gesmack ward, der künig ließ fragen, ob das essen vnd die kost berait wär. man saget ym ja vnd wie man sude vnd brüt bey eyteler gůtter specerey, das aber den künig frembd nam. vnd het er es dem künig vor wol erbotten, so erbot er yms vnd den seinen noch baß. vnd als nun die malzeit volbracht was, kamen des künigs diener vnnd der andern herren knecht wol mit fünffhundert pferden, vmb den künig zu holen. Als sy komen warn, sagt Andolosia zu dem künig: Gnädiger künig, ist es nit wider eüch, so wolt ich ewerem volck ainem yglichen zehen Cronen geben.[105] der künig sprach: Ich laß es wol beschehen, wiltu das gelt außgeben. vnd also wurden sy all berüfft in ainen fall, do stůnd er vnder die thür vnnd gab ainem nach dem anderen zehen Cronen, dess waren die diener gar fro vnd fyengen allerlay an tzu sagen von Andolosia. vnd do das alles volbracht ward, do ryt der künig widerumb haim.

Als nun der künig wider in seinen pallast kam, fienge er sich an zuuerwunderen, von wannen Andolosia so vil vnd groß gůt kam vnnd vermaint, es wär ainem künig, der land und leüt het, zuuil, so kostlich zu leben vnd als er also wundert, kam die künigin tzu ym. fieng der künig an vnd sagt ir, wie Andolosia jn so ain kostlich maltzeit geben het, die da mit eyttel gewürtz an holtzstat gekocht wär vnnd das er seinen dienern vnd andern yedem tzehen Cronen gegeben hett. das näm yn wunder, von wannen jm so vil geltes käm, wann da wär kain sparen, dann ye lenger ye kostlicher, die künigin sprach: ich wißte nyemant, der das ee vnd baß erfaren kund dann Agripina. der ist er so hold vnd versich mich, weß sy yn fragt, er sagt ir es. Der künig sprach: künd ich es erfaren, sicher, ich wolt es geren wissen. ich main, er schöpffe es auß ainem brunnen. wißt ich ainen brunnen, da gelt auß zu schöpffen wäre, ich wolt selber auch schöpffen. die künigin sprach: ich will fleiß brauchen, ob ich es erfarn künd oder müg.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 103-106.
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