Wie Andolosia die iungen künigin in Hybernia in ain frawen closter thet vnd sy da selbst der äbbtissin befalch.

[132] Do Agripina sach vnd marckt, das kain bitten an ym meer halffe, sprache sy: Můß ich dann die hörner also haben vnd so vngestalt sein, so beger ich nit wider kommen in Engeland, auch daz mich kain mensch nimer gesehe, das mich kenne, weder vatter, můtter, noch ander. darumb so fürt mich an ain frembds end, da mich nieman erkenne. Andolosia sprach: dir wäre nyendert baß dann bey vatter vnd můter, dem künig vnd der künigin. das wolt sy ye nit vnd sprach: fürt mich in ain closter, das ich von der welt geschaiden sey. Er sprach: begerest du das vnd ist dir der red ernst? sy sprach: ja. also ruft er sich vnd fůrt sy in Hybernia, ist gar nach am end der welt vnd nit weit von Santt Patricius fegfeür auf dem veld verr von den leüten, ist ain großs vnnd schönes frauwen closter, da nicht dann edel frawen jnnen seind. da ließ er sy auf dem veld allain sitzen, Gieng in daz closter zu der äbtissin vnd sagt ir, wie er ain ersame vnd edle tochter mit ym gebracht het, die schön vnd gesund, dann das ir ettwas an irem kopff gewachssen wäre, des sy sich schamtte vnnd nit bey iren freünden beleyben wölt, begert an ainem ort zu sein, da sy nit bekant wurd. vnnd wolten ir die allso auffnemen, so wolt ich ir die pfriend drifach betzalen. die äbtissin sprach: wer dise pfryend haben wil, der můß zwaihundert cronen darumb geben, wann ich halt ainer yeglichen ain magt vnd gib ynen, was sy bedürffen. vnd also wöllen ir die pfriend drifach betzalen so bringen sy her. Anndolosia gieng vnnd brachtt Agripina zu der äbtissin. die enpfieng sy, sy dankt ir gar züchtigklichen vnd naigt sich so schon, das die äbtissin wol sach, das sy von edlem stammen geboren was, vnnd geuiel ir auch vonn gestalt vast wol, erbarmet sy, das die wolgestaltt tochter die verflůchten hörner solt auff dem haubt haben vnd sprach: Agripina, begerest du hye in disem closter dein wonung zuhaben? sy sprach gar demütiklich: ja, gnedige fraw äbtissin. Sy sprach: so würst du[133] mir gehorsam sein vnd zu mettin vnd zu allen zeitten in den chor geen vnd was du nit kanst, das du das lernen wöllest, dartzu so ist diser orden nit hörter, wöliche in ainen andern orden oder ainen Eeman nemen will, das mag sy thůn, doch das geltt, so man vmb die pfrient gibt, was daz ist, gibt man niemant wider. Agripina sprach: genädige fraw, was eüers ersamen closters sytt vnnd gewonhait vnd alt herkommen ist, das soll von meinent wegen nit verendert noch zerstört werden. Also zalt Andolosia der äbtissin sechßhundert cronen vnd bat sy, das sy ir Agripina ließ beuolhen sein, das sy ym aigentlich zuthůn zu saget, wann sy gantz fro was, das sy souil bar gelts entpfangen het. vnd nam Andolosia vrlob vonn der äbtissin, die vonn geburt ain gräffin was. die sprach zu Agripina: gang, gib deinem freund das gelait. vnd also gieng er hynweg vnd do sy zu der porten kamen, sprach er zu ir: Agripina, nun gesegen dich got vnd gott wölle, das du lang gesund beleibest vnd in disem closter ewige freüd erwerbest! sy sprach: amen, das werd war! Fieng an, jämerlich zu wainen vnd sprach: O tugentreicher, strenger ritter, ir haben eüern willen vnd hertikait an mir armen tochter wol volbracht. Nun ist das iar lang vnd der tag vil vnd die stunden vngleich, ich hon ain groß vertrawen zu gott, es komme noch ain glückhafftige stunde, darinnen eüer edels hertz bewegt werde zu gütigkait, vnnd eüer synn vnd gemüt vmbgeben mit barmhertzikait. denn gedencken an mich, eweren gefangnen in diser ainöde vnnd tailen mit mir barmhertzigkait vnnd erlödigen mich, wann ich weder gott noch der welt dienen mag, so vnwillig byn ich der hörner. Anndolosia giengen die wortt zu hertzen vnd gab ir kain antwurt, dann das er sprach: was got wöll, das beschech! vnd gienge damitt sein straßse. Die betriebt Agripina schloß die porten zu vnnd gieng zu der äbtissin, die gab ir ayn kamer ein vnnd ain magt tzu, die ir dienett, darinne sy vast allein was vnnd dienet got, so sy best mochtt, wie wol ir gemüt nit bey dem gebeet was.

Als nun Andolosia vonn Agripina schied, was er ain frölich man, satzt sein hütlin auff vnd wünschet sich von ainem land zu dem andren, biß er kam gen Prugl in[134] Flandern, da dann alle kurtzweil ist von schönen frawen vnd andern sachen, vnd ergötzett sich seines vnmůts, so er dann gehebt het vnnd rüstet sich wider gar eerlich tzu vnd kauffet viertzig schöner pferd vnd dinget dartzu vil gůter knecht, klaidet die all in ain farbe, fieng an wider zu stechen vnd ritterlich sachen zutreiben vnd rait durch Teütschland vnd besach die schönen stött, so in dem Römischen reich ligen vnd rait do gen Venedig, Florentz vnd Janua vnd sendet nach den abenteürern, den er die klainatt abkaufft het vnnd betzalet die alle bar, saß darnach mit pferden vnd knechten in ain schiff vnd fůr mit freüden wider zu hauß gen Famagusta zu seinem brůder. der enpfieng jn gar schon vnd gefyel ym wol, das er so herrlich geritten kam vnd als sy geessen hetten, nam Ampedo seinen brůder Andolosia vnd fůrt jn in ain kamer vnd fraget yn, wie es gangen wäre. Do saget er ym alle ding, wie er vmb das hüttlin auch kommen was tzu dem seckel. Ampedo, der erschrack so ser, das er nider sanck vnd ym geschwand, do er hort, das das hütlin zu dem seckel verloren was vnd het yn nit gar lassen außsagen, vnd Andolosia labet seinen brůder vnd als er wider zu ym selbs kam, fieng er an tzu sagen, er wär ain mal darumb kommen vnnd het sy aber bayde mit lüsten überkommen. darumb, so biß nit so traurig vnnd band den seckel ab dem wämmaß, tzoch das hüttlin auß ainem watsack vnnd leget ym die baide für vnd sagt zu ym: lieber brůder, nun nym die klainat bayde vnnd laße dir wol mitt sein, hab freüd nach deines hertzen lust, das will ich dir von hertzen wol vergunnen vnnd wil dir nichts darein reden. Ampedo sprach: ich will des seckels gantz nicht, wann, wer yn hat, der můß zu aller zeit angst vnd not haben, das hab ich wol glesen, was angst vnd not vnser vater loblicher gedächtnuß geliten hat. Do Andolosia die wort hort, was er gar fro vnnd gedacht ym, hette er den seckel tzu seinen handen genommen, so wäre doch nit lang an gestannden, ich müßt yn wider darumb gebeeten haben. Allso hab ich yn sunst. Andolosia torst seinem brůder nitt sagen, wie er so kostlichen klainat kaufft hett vnd die noch nit bezalt vnd das er vmb seckel, hütlin vnnd klainat alles ains mals kommen[135] was vnnd nicht meer hett vnnd dartzu in ainer wildtnuß, da weder zu essen noch tzu trincken was, vnnd wie er yn tzu ym wünschet tzu erwürgen vnd auch mich selber hon wöllen erhangen. Gedachtte ym, das will ich ym nicht sagenn. er möcht tzu tod erschreckenn oder aber in ain großse kranckhait fallen. Vnd fieng an jm ainen gůtten můtt tzuhaben mitt stechen, rennen, vnd machet, das man tantzet vnd yederman frölich was. vnd gab durch got vnnd durch eeren willen, das man ym groß lob saget vnnd eeret yn yederman vnnd bat yn das gemain volck, das er allweg bey yn wär. vnd als er nun ain weil zu Famagusta gewesen was, rayt er mit seinem zeüg zu dem künig (ist wol .lx. meyl von Famagusta) an des künigs hoff, kurtzweil zu haben. vnd als er dahin kamme, ward er gar wol von dem künig vnd den seinen enpfangen vnnd der künig ward yn fragen, wo er so lang gewesen wär. Er ertzalt im vil küngreich, die er alle durchfaren hett. Der künig fraget yn auch mer, dann er ainem andern gethon het, wann er was sein vnderthan vnd auch sein vater Fortunatus gar wol an ym gewesen was vnnd sprach, Ob er nit kurtzlich in Engeland wär gewesen. Er sprach: gnädiger künig, ja. sprach er: der künig von Engeland hat ain schöne tochter (ain ainiges kind) die haißt Agripina, die wolt ich meinem sun zu ainem gemahel haben genommen. so seind mir mär kommen, wie die tochter verloren sey. sag mir, hast du nichts von ir gehört, ob sy noch verloren sey oder wider funden? Genädiger herre, daruon waiß ich eüren gnaden wol zu sagen. Es ist war, er hat am schöne tochter vnnd die auch vast schön ist vnnd durch etlich kunst der Nigromantia ist sy kommen in Hybernia. da selbst in ainem frawencloster, da niemant dann gůt, edel frawen innen seind, da hab ich mitt ir geredt gar in kurtzer tzeitt. Der künig sprach: möcht es nit gesein, das sy irem vatter wider gebracht wurde? ich byn alt vnd wolt meinen sun vnnd mein künigreich gern versehen vor meinem tod.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 132-136.
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