Wie des künigs botschaft von Cipern (durch anschickung Andolosia) in Engeland kamen, die schön iunckfraw tzu besehen.

[136] Genediger herr künig, eüch tzu lieb vnd ewerem sun, der aller eern wol wert ist, so will ich mich arbaiten in der sach vnd mitt der hylf gotes wil ich sy schaffen in kurtzer zeit wider in ires vatters pallast. Der künig batt yn, das er das thäte vnd kain gelt dar an sparete, er wölt daz gegen ym vnd den seinen in allem gůten erkennen. Andolosia sprach: gnädiger herr künig, so rüsten ain ersame botschafft zu vnd senden die viertzehen tag nach mir auß, so finden sy die iunckfrauwen vnd künigin zů Lunden in ires vaters pallast. hat er sy eüch dann verhaissen, so sendt er sy eüch eerlichen. Der künig sprach: Andolosia, gůter fründ, so vollend die sach, das kain fälen dar an sey, wann ich gar ain kostliche vnd ersame botschafft dahyn senden will, das sy nit vergebens dahyn kommen. Er sprach: seind on sorg, aber lassent eüweren sun abconterfetten vnd senden den mitt der botschafft hyn, so werden ir innen, das der künig vnd die künigin ain freüd darab nemen werden, dester meer begir haben, ir schönen tochter ainen solichen schönen jüngling zugeben. Vnnd do der iung künig vernam, wie Andolosia außgesendt solt werden ym vmb ainen gemahel, Fügett er sich zu ym vnd batt yn mit hochem vleiß, ernstlich in der sach tzu arbaiten, darmit die sach vollendt wurd, daz kain abschlagen darinn geschäch, wann er gar vil gehört het von der schöne vnnd wolkünnehait, so an Agripina was. Andolosia saget ym tzu, er wöllt allen vleiß ankeren vnd nam von jm vrlob vnnd raitt mitt seim volck wider gen Famagusta, batt seynen brůder, das er ym dass hüttlin aber leyhen wöltt, wann er wurde bald widerkommen. Ampedo was willig vnd ließ jn das hütlin wider nemen vnd beualch seinem seckelmaister, das er es seinem volk wol erbut vnd frölich wären, wann er wölt wider zu jnen kommen, nam also das hütlin,[137] fůr von aim land zum anderen, wünschet sich in die wildtnuß, da die öpffel stůnden, dauon die hörner aufwůchssen vnd wider verschwunden. tzuhand kam er dahyn vnd do er zu den baumen kam, stůnden sy voller schöner öpfel. Nun wißt er nit, welche die oder die andern waren vnd kam gar vngern darhynder, das er ainen äße. so woltt er auch daruon nitt, wann er hett Agripina nit künden entbinden von den hörnern, het er nit ainen apfel mit jm gebracht. doch nach geduncken nam er ainen apffel vnd asse den. do wůchß jm ain horen, darnach aß er ainen anderen, do verswand es wider. Allso nam er der selben öpffel ettlich vnnd fůr darmitt dahyn vnnd kam gen Hybernia zum closter vnd klopffet an. er ward bald ein gelassen vnd kam tzu der äbtissin, fraget nach Agripina, er hett ettwas mit ir zureden. die äbbtissin sandt nach Agripina vnnd thet das gar gern, wann sy erkant Andolosiam vast wol, vnd als sy kam, entpfieng sy yn schlechtigklich, wann sy wißt nit, warumb er tzu ir kommen was vnnd erschrack ab seiner tzukunfft. Andolosia sprach: gnedige fraw, erlauben Agripina ayn wenig mit mir allain zureden. Sy erlaubet ir es geren vnd allso gieng er mit ir auff ain ort vnd sagt zu ir: Agripina, bistu der hörner noch so unwillig, als du warest, do ich von dir schyed? Sy sagt: ja vnd ye lenger ye vester. Er sprach: wenn du quit vnnd ledig werest, wohyn stünd dir dein syn? Sy saget: wo solt ich anderst hyn begern dann gen Lunden zu meinem allerliebsten herren, dem künig vnd künigin, meinem vater vnd můter? Andolosia sprach: Agripina, got hat erhört dein gebeet vnd was du begerest, des wirst du gewert. vnd bald gab er ir ainen halben apffel zu essen vnnd hieß sy ain wenig darauff růwen vnnd hyeß sy wider auffsteen, do was sy der hörner gantz quit ledig. die magt, die ir tzu geben was, die flacht ir vnnd zieret ir das haubt, als sy dann wol kund. kam also für die äbtissin vnd do sy Agripina so schön vnd so hübsch geziert sach, rüffet sy den frawen allen auß dem closter, so dann in dem closter warn, vmb das sy Agripina zu wunder sehen solten, wie sy also schön wär worden in so kurtzer zeit, darab alle die frawen wunder namen vnd besonder,[138] daz sy der hörner so in kurtzen zeiten was ledig worden. Anndolosia sprach: lassen eüch das nit so groß wunder nemen! got vermag alle ding, ym ist nichts vnmüglich. darumb so sehend, wem got wol will, wider den mag nyemand sein. Agripina ist ain künigin, von künigklichem stammen geborn, vnd ich wil sy irem vater vnd můtter wider antwurten. vnnd Ee das ain monatt vergeet, so wirt sy vermähelt ainem iungen künig vnd als ainem schönen iüngling, als er yetzund auf erden leben mag. Auf die red merket Agripina gar eben. also bezalet Andolosia der äbtissin hundert Cronen. die lyeß er ir vnd den andern frawen tzuletz vnnd dancket yn, das sy Agripina so eerlich hetten gehalten. des geleichen danncket yn Agripina auch gar züchtigklichen. Namen also vrlob vnd giengen auß dem Closter. do er in das veld kame, rustet er sich zu mit seinem hütlin vnd fůrt die künigin gen Lunden zu des künigs pallast vnd fůr wider die straß, wann er scheühet den pallast, da jm so große vntrew inn beschehen was. vnd fůr wider gen Famagusta zu seinem brůder vnd dienern.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 136-139.
Lizenz:
Kategorien: