Wie Fortunato ain graussen gemacht ward, das man yn kapponen wurd, deßhalben er haimlichen hynweg floch.

[13] Růpert sprach: mir ist laid, das ich dir dise ding geoffenbart hab, so ich verstand, das du also von hynnen wildt, wann ich hab all mein hoffen auff dich gehebt, das wir als brüder wolten mit ainander gelebt haben vnd vnser zeit mit ainander vertriben. So du aber des willens bist, das du ye von hynnen wilt, so laß mich doch durch geschrifft wissen, wo du dein wesen haben wildt. So dann vnser herr sein frawenzymmer versehen hat mit verschnitten kämerlingen, wolt ich dir schreiben, so möchtest du denn widerkommen, wann mir tzweiffelt nit, du habest alweg ainen gnädigen herren. Fortunatus antwurt gar schnel vnd sprach:


du solt mir weder schreybn noch enbieten vnd die weil vnnd ich leb, so komm ich an den hoff nit mer vnd ich bitt dich, du wöllest es nit offenbaren, das ich also von land geritten sey, ich sey dann vor drey tagen hynweg gewesen. Růpert sprach tzů Fortunato: Ich gelob dir dein gewarsami vnnd nam also vrlob von jm vnnd stalt sich gar kläglich, als ob er trauren wolt, Sprechend: die genad gottes vnd das rain hertz Marie, der raynen magt, vnd der segen aller gotes hailigen, die wöllen dich gelaiten vnd in allen deinen geschäfften mit dir sein vnd dich vor allem hertzlaid behütten, vnnd schied also von ym. O was gůtter wort giengen da auß ainem falschen hertzen! O Judas, wie hast du souil erben hinder dir gelassen! also schied Růpert von Fortunato.

Es was nun vmb mitte nacht, das da gemainklich yederman schlaffet. Fortunato was kain schlaffen in seim synn, yn gedaucht ain stund ains tags lang, wann er besorget, wurd der graff jnnen, das er hynweg wolt, er wurd yn lassen vahen vnd wartet mit angst vnd mitt not, byß daßs der tag her brach. do was er auff, gestiuelt vnd gesport vnd nam seyn federspyl vnd hund, als ob er auff[14] das gejäg reüten wolt vnd rayt also eylentz hynweg, eylet so ser vnd wär jm ain aug entpfallen, er het es nit meer auffgehebt. Vnnd als er bey tzehen meylen gerytten was, Do kauffet er ain ander pferd vnd saß auff vnnd rair eylentz fürbas. Doch so sandt er dem graffen sein roß, hund vnnd federspyl alles wider haym, das er nit vrsach hett ym nach tzusenden.

Do nun der graf jnnen ward, das Fortunatus hynweg was on vrlaub vnnd er ym kainen vnwillen bewissen het, auch hett er ym kainen sold geben, Do nam es yn frembd vnd fragt die diener all vnd yeglichen in sonderhait, ob kainer wisset, was doch die vrsach wär seines hynschaydens. sy sagten all, sy wißten es nit vnd schwůren all, sy hetten ym kain laid gethon. Der graf gieng selber zu seinem gemahel in das frauwenzymmer vnd fraget sy vnd die anderen all, ob ym yemant etwas verdrieß gethon het oder yemant wißte, was die vrsach wär seines weg schaydenns on vrlob. Sein gemahel vnd die andern all sagten, sy wißten nit, das ym kain laid beschehen wäre weder mitt worten noch mit wercken, wann am abend, als er von yn gangen wär, do wär er frölichen gewesen vnd hett yn von seim land gesagt, wie die frawen da geklaidet giengen vnd von andern sitten vnd gewonhaiten vnd sagt das mit so bößem teütsch, daz wir das lachen nit kunden verheben. vnd do er vns lachen sach, fieng er och an zů lachen vnd mit lachedem mund ist er von vns geschaiden. Der graf sprach: kan ich es yetz nit jnnen werden, warumb Fortunatus allso hynweg ist, so würd ich es hynnach jnnen. Vnd fürwar würd ich jnnen, das etwar der meinen ayner vrsach ist seynes hynweg schaidens, er sol sein gen mir engelten, Wann on vrsach ist er nit allso von hynnen geschaiden. ich waiß, das jm bey fünfhundert Cronen vor gestanden sind, die weil vnd er hie gewesen ist. vnd ich het gemaint, er het sein lebtag nit von hynnen gestelt. Ich verston aber wol, das er nit můt hatt herwider zů kommen, so er seine klainat vnd was er gůts hat mit jm hinweg genommen hat. Do nun Růpert verstůnd, wie seynem herren so layd vmb yn was, do viel ym ain vorcht ein vnd het sorg, seiner gesellen ainer möcht[15] etwan sagen, wie Růpert yn weg geschafft het vnd gieng zu yn allen vnd yedem in sonderhait, bat sy, das sy nyendert meldeten, daz er ain vrsacher wär sines hinwegschaidens. das gelobten sy jm gar trüwlich, doch hetten sy geren gewisset, mitt was lüstikait er yn dartzu gebracht hett, daßs er so eylentz vnnd on vrlaub (Als ob er etwas mercklichs gethon hett) weg geflohen wär. Do was ainer vnder yn, der da für die anderen wol an Růpert was, lag ym an mitt fragen, hett geren gewißt, wie er jn hynweg gebracht het. Do er nit ablassen wolt vonn fragen, sagt er ym, wie Fortunatus gesagt hett, das wesen seines vaters, wie er zu armůt kommen wär vnd an des küngs hof vonn Cipern dienete, han ich ym gesagt, wie ain reüttender bot eylentz reütt zum künig von Engeland, ym zu sagen, wie der künig von Cipern todt sey, wann sy wären geporen freünd, vnd der hab mir gesagt, wie der künig bey leben vnd gesundem leib Theodorum, seinen vater, hab gegräffet vnd ym ain grafschafft eingeben ains graffen, hyeß graff Anßhelmus vonn Teratzino, der ist gestorben on leiberben vnd also wär Theodorus der erst, der den künig vmb daßs lehen hätte, wann es dem künig haim gefallen was, vnd also het ym der künig die grafschafft gleich eingeben, jm vnd seinen erben vnd jn mit brieff vnd sigel darumb versorget nach aller notturfft. Do ich das saget, gab er meiner red nit vil glaubens, dann dass er sprach: ich wolt geren, das es meinem vater wol gieng. Doch auff solliches ist er weg geritten. Die andern diener, die red vernomen, sprach ainer tzu dem anderen: wie ist Fortunatus so vnweiß gewesen! war ym ain sollich glück tzugestanden vnnd hett dass vnserm herren gesagt, er het yn wol eerlich zugerist vnd vnser drey oder vier mit jm gesandt vnd wäre wol mitt grossen eeren von hynnen kommen vnd het ainen gnädigen herren sein lebtag gehabt, was ym zugestanden wär.


Wie Fortunatus gen Lunden kam.

Nvn lassenn wir den graffen mit seinen dienern, den da gantz vnwissend was, wie Růpert mit lugen vmbgangen[16] was vnd vernemen, wie es Fortunato fürbas gangen ist. als er ain ander roß kaufft vnd seinem herren dass sein wider sandt, hett er noch alzeit sorg, man eylte ym nach. het er vor vast geeylt, er eylet noch vester, biß er kam gen Calis. da saß er in ain schiff vnnd fůr in Engeland, wann er forcht das Cipren so ser, das er nit getrawt sicher zu sein herdißhalb dem möre vnd als er nun in Engeland kam vnnd vermaint nun sicher zu sein, fyenge er an wider gůts můts zu werden vnd kam allso in die haubtstat in Engeland, genant Lunden, da nun von allen orten der welt kauffleüt ligend vnd da iren gewerb tribent. do was auch ain Galee von Cipren dahyn kommen mitt kostlicher kaufmanschaft vnd vil kauffleütten darmit, darunder waren zwen iung, die reich vätter in Cipern hetten, die sy auff der Galee auch gen Lunden sandten vnd ynen vil kostliche kauffmannschatz beuolhen. sy waren auch vor nyemer auß gewesen vnd wißten nit vil, wie man sich regieren vnd halten solt in frembden landen, dann souil sy von iren vätern gehört, in gůte vnderweisung gegeben, hetten sy jn geuolget. Do nun die galee mitt der kauffmanschatz abgeladen ward vnd dem künig der zol gegeben was, das ain yeder mocht kaufen vnd verkauffen, fiengen die zwen iungen auch an ire kauffmanschatz zu verkauffen vnd loßten bar gelt vnd des ain michel tail, darab sy freüd enpfiengen, wann sy nit gewon waren mitt parem gelt vmb zu geen. Zu denen kam Fortunatus vnd empfiengen ainander gar schon in frembden landen vnd wurden gůt gesellen vnd funden geleich ain vnnutze rott von bůben, zu denen sy sich geselten. die wißten die leüt zů zerichten mit schönen frawen, mit spilen, mitt wolleben, darbey sy auch wol waren vnd schanckung von yn nament, die weil sy außzugeben hetten. sy lebten also in freüden vnd wenn ainer ain schönen bůllen über kam, so wolt der annder noch ain hübschere habenn, es kostete, was es wolt. das triben sy bey ainem halben iar. Do begund es nachnen, das sy nit vil bar gelt mer hetten. doch het ainer mer onworden dann der ander.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 13-17.
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