Wie Jeronimus Roberti vnd als sein hauß gesyn gefangen vnd vnschuldiklich gehenkt wurden, allain Fortunatus erlödigt ward.

[27] Vnd als sy nun hynweg geen woldten, da was ainer, der het ain grosse prinnende körtzen oder windt liecht in der hand, damit er alle finsteren winckel ersůcht hett vnd doch nicht gefunden noch des geleychenn. Allso zewcht er auß ayner betstatt ain grosse handtuol thürr stro vnd zündet das an vnnd warff das in dass prifet vnd lůget allso hynnach, so ficht er dem mann die schenckel enpor ragen. Do fieng er an vnd schray mit lauter stym: mort vnd ymer mort! der man ligt hye in der prüffet. Also brach man die prüffet auff vnd zugen den man herauß. also vnsauber mit der abgestochen kelen, legten sy yn für des Jeronimi Roberti hauss an die offnen strass, stinckend vnnd vnsauber, als er was. vnnd do die Englischen das gross mort sahen, do ward ain sollich gross geschray über die Florentzer vnd alle Lamparder, das sy sich můßten verbergen vnd einsperren, wann wo man sy an der gassen hette funden. So wären sy zůtod geschlagen worden von dem gemainen mann. Sy liessen den todten, übelstinckenden man biß an den dritten tag also an offner straß ston den Lampardern zu laid vnd zu schand. behend kament die mär für den künig vnnd für den richter. do ward beuolhenn,[27] das man den herren vnnd knecht soldte wegen, peinigen vnnd martern, damitt das man des rechten grunds ynnen wurd, wie es mitt dem mann ergangen wär vnd solt yeden besonder wegen vnd die vergicht gar eben auff schreiben, besonder so soldt man den klainaten nachfragen. Also kam der hencker vnnd nam des ersten den herren vnnd schlůg yn an die wag vnd peiniget jn gar hart. er solte sagen, wer den man ermordt hett vnd warumb sy yn gemordt hetten vnd wo des künigs klainat wären. Der gůtt Jeronimus kund wol mercken an der grossen vngestümi vnd der grossen marter, so man yn anleget, daßs man ynnen was worden das mordt, so dann in seinem haußs ym vnwissend geschehen vnd ym vast laid was. doch, do er sach, das es nit anderst mocht gesein, fieng er an vnnd sagt, wie alle ding ergangen waren vnd wie Andrean jn gebetten hett ain gůt mal zuberaiten, er wolt ainen edelman zugast han, der solt ym helffen aynen edelman lödig machen, so gefangen läge in Frankreich zu Tor in Dürena, das ich also gethon hab in allem gůttem vnd meinem gnädigen herren, dem künig vnd dem gantzen land zu lieb, auch nit anderst gewißt hab.

Do aber das maltzeit volbracht was vnd ich ir kain acht mer hett, in mein schreibstuben sass vnd schraib, nach dem schreiben herauß gieng, do sach ich durch die gastkamer in den eßsal, das ain schwaiß herab ran, darab ich ser erschrack vnd sandt meine knecht, das sy besähen, was solichs wär. sagten sy mir, wie es ain gestalt hett. do wißt ich nit, wie es zugangen was. In dem do kam der schalck Andrean geloffen, den satzt ich zu wort vmb das mort. der sagt, wie dass er yn woldt haben ermort, do het ym got das glück geben, das er ym vor gefaren wär vnd nam den man vnd warff yn in die pryfet vnnd gieng von stunden hyn. wo er hyn kommen sey, das ist mir vnwissend. vnd wie er sagt, also sagten die andren all, so man sy peyniget vnd marteret. Dann Fortunatus, der bekant nicht, wie fast man yn peiniget, wann er was auch nit in dem hauß gewesen, do sich die sach verlofen hett. was ym auch vnwissend. Als man ye nit anderst kund erfaren, noch wa die klainat hynkommen wären, ward der künig zornig vnd[28] schůff, das man sy alle hencken soldt vnnd sy mit eyßnin ketten an schmiden, daz sy nyemand herab näm, noch das sy nit bald herab fallen möchten vnd lyeß jnen ainen neüwen galgen machen zwüschen der statt vnd Vestminster, ist gar ain schöner pallast, ist darinne des künigs radthauß vnd ain grosse schöne kirchen, also das man zwischen der stat vnnd dem pallast mer wandels dann sunst in der gantzen stat hett. da selbst hyn ward Jeronimus Roberti mitt allem seinem gesynn gefůrt. also fieng man an den zway mägten an vnnd vergrůb die also lebendig vnder den galgen vnd fieng do an dem herren an vnnd ye den bösten nach ym. So Fortunatus sach, wie es gieng vnd auch nit anders wißt, dann man wurd yn och hencken, Do gedacht er: O got, wär ich bey meinem frommen herren vnd graffen beliben vnnd hett mich lassen capponen, so wäre ich in die angst vnd nott nit kommen.

Vnd als man den koch hencken solt, der was der lötst on Fortunato, was ain Englischer, der schray mit lauter stym, das es manigklich höret, das Fortunatus nit vmb die ding wißt. wie wol der richter wißt, das er vnschuldig was, noch so woltt er yn hon lassen hencken vnnd was sein mainung, ließe er yn lödig, so wurde er sunst zu todt geschlagen. Doch so ward souil mitt dem richter geredt, das er yn nit solt hencken lassen, so er auch nit ain Florentin vnd vnschuldig was. vnd also sprach der richter zu Fortunato: nu mach dich bald auß dem land, wann die frauwen der gassen werden dich zu tod schlagen. Vnd gab jm zu zwen knecht, die fůrten yn an das wasser vnd fůr allso auff wasser vnd tzu land, biß das er auß dem land kam.

Als nun Jeronimus mit seinem gesynn gehenckt was, ließ der künig das gemain volck in Jeronimus hauß sackman machen, doch hetten des künigs rädt das best vor hinweg genommen. Er kam vmb groß gůtt. wem ward, der hett, da bedorfft nyemandt rechnung vmbgebenn. Do die andern Florentiner vnd Lambarder horten, wie man also sackman gemacht het, do forchten sy sich übel ires leibs vnd ires gůts vnnd sandten dem künig ain michel somm gelts, daßs er yn ain frey sicher gelait gäb, wann sy doch kain[29] schuld hetten. Allso ward der künig auch in güttigkeit bewegt vnd gab yn ain frey, sicher gelayt, das sy mochten wandlen, kauffen vnnd verkauffen, wie sy vor gethon hetten.

Nun möchte ainen wunder nemen, warumb man den ersamen Jeronimus Roberti vnd alles seyn haußgesynn so schamlich gehenckt het, so doch er vnd alles seyn haußgesynn vnschuldig vnd yn allen gar ser laid was. Sol nyemant wundern, es kommpt auß der vrsach vnd ist kaisserlich recht, das nyemandt kain mord verschweygen soll. wer es aber verschweyget oder hilffet vertrucken vnd es nit offenbar macht, so er erst kan oder mag, der sol vnd ist in denen banden, als der es selb mit der hand gethon hett. Vnnd auß sollicher vrsach kam der from Jeronimus mit seinem gesynn vmb ir leben vnd zeitlich gůt.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 27-30.
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