Wie ain iunkfraw (gewaltig des glücks) Fortunatum mit einem seckel begabt, dem nymmer gelts gebrast.

[35] Er hůb an, got ynnigklichen zů loben vnnd sprach: O allmächtiger got, ich sag dir lob vnd danck, das ich doch ain mensch hab mügen sehen vor meim tod! vnd sprach: O liebe fraw oder iungfraw – ich waiß nit, was ir seind – Ich bit eüch durch die eer gots, ir wöllen mir helffen und radten, das ich auß disem wald komm, wann es ist heüt der dritt tag daz ich in disem wald vmbgang on alle speiß vnd sagt ir, wie es mit dem beren gangen was. Sy hůb an vnd sprach: von wannen bistu? Er sprach: ich byn auß Cipern. sy sagt: was geest du hie umb? er antwurt ir vnd sprach: mich zwingt armůt, das ich hye vmb gang vnnd sůch, ob mich got beraten wölt vnd mir souil glücks verleühen, das ich zeitliche narung möcht haben. Sy sprach: Fortunate, erschrück nitt, ich byn die iunckfraw des glücks vnd durch die einfliessung des himels vnd der sternen vnd der planeten So ist mir verlihen sechs tugendt, die ich fürter verleühen mag aine, zwů, me oder gar, nach den stunden vnd regirung der planeten. Das ist weyßhait, Reichtumb, Stercke, Gesundthait, Schöne vnd langs leben. Da erwöle dir ains vnder den sechssen vnnd bedenck dich nit lang, wann die stund des glücks zu geben ist gar nach verschynen. Allso bedachte er sich nit lang vnd sprach: so beger ich reichtumb, das ich alweg gelts gnůg hab. tzu stund zoch sy herfür ainen seckel vnd gab den Fortunato vnd sprach: nym hyn den seckel vnnd so offt du darein greiffest (in welchem land du ymer bist oder kommest, was dann von guldin in dem land leüffig seind), als offt findestu zehen stuck goldes des selben lands werung, Vnnd dyser seckel solle die tugendt habenn dein lebtag vnd deiner nächsten erben vnnd auch nit lenger vnd eelich erben.[35] vnd ob der sekel in ander händ käme dann dein oder deiner erben, nochdann hat er alweg die tugent vnnd die krafft. Darumb so laß dir yn lieb sein vnd hab sorg. Fortunatus, wie seer jn hungert, so gab ym der seckel vnd die hoffnung, so er darzu het, ain kraft vnd sprach: O aller tugentreichste iungfrauw, so ir mich nun als loblich begabt hond, so ist doch billich, das ich vmb eüert willen eüch etwas pflichtig sey tzu thůn vnd der gůtthait nit vergeß, so ir mit gethon habent. Die iungfraw hůb an vnd sprach gar gütlich tzu Fortunato: seytmal vnnd du so willig bist, mir etwas zu widergelten vmb die gůthait, so dir von mir beschehen ist, so wil ich dir dreü ding beuelhen, die du dein lebtag alweg auff den tag, als heüt ist, durch meinen willen thůn solt. Das erst: du solt auff den tag feyren, vff den tag kain eelich werk volbringen vnnd auff den tag alle iar, in wölchem land du seyest, frag haben, wo ain armer man ain tochter hab, die manber sey, ir gern ainen man gäbe vnnd es vor armůt nit vermag: die soltu eerlich klaiden, iren vater vnd můter vnd sy begaben vnd erfreüwen mit vierhundert stuck goldes des selben lands werschafft. in der gedächtnuß, als du heüt erfreüwet bist worden von mir, so erfrew du alle iar ain arme iungfraw. Fortunatus antwurt ir vnd sprach: O aller tugentreichste iungfrauw, ir soldt on zweiffel sein, ich wil dise ding eerlichen vnd vnuergessenlichen halten, wann ich es yetzo in mein hertz gedruckt vnnd gefasset hab tzu ainer vnuergessenlichenn gedächtnuß. Doch wie dem allem lag Fortunato an, wie er auß dem wald käm vnnd sprach: O wolgestalte iungfraw, Nun radten vnd helffen, das ich auß disem wald käm. sy sprach: das du irrig in disem wald gegangen bist vnd du für ain vngefell gehebt hast, dass ist dir zu aim glück geradten vnd sprach tzu ym: volg mir nach! vnd füret yn allso zwerchß durch den walde an ainen getribnen weg vnd sprach zu ym: disen weg gang gerad für dich vnd ker dich nit vmb vnd lůg nit, wo ich hyn komme vnd thůst du dass, so kommest du auß dem wald gar bald.

vnd also thet Fortunatus nach der iungfrawen radt vnd gieng den weg für sich eylentz, so er best mocht, vnnd kam auß dem walde. vnd er sach vor ym ain groß hauß,[36] daßs was ain herberg, da gemaingklich die leüt assent, welliche durch den wald woltten geen oder reütten vnnd als Fortunatus nach zu der herberg kam, do saßs er nider vnnd tzoch den gabseckel auss dem bůßen vnnd wolt besehen, ob es war wär, was ym gesagt was vnd auch, das er wißte, daruon zu zeren, wann er sunst kain gelt mer het vnd griff also in den seckel vnd zoch herauß zehen Cronen vnd, do er die sach, mügen ir wol gelauben, daßs er ain grosse freüd entpfieng. vnd gieng in grossen freüden in das würtzhauß vnnd sprach zu dem würt, das er ym zu essen gäb, wann yn hungert seer vnnd das er yms wol erbut, er wölt yms wol bezalen. daßs geuiel dem würt wol vnnd trůge ym eerlich auff das best, so er hett. Fortunatus ergötzet vnd setiget sich seines hungers vnnd belüb bey ym die ersten nacht vnd morgens den anderen tag vnnd lebet vast wol auff den hunger, so er geliten het, bezalt den wirt nach seinem willen vnnd hůb an fürbaß zu wandlen. Nun was ain klaines stätlin vnd ain schloß zwů meil von dem wald, da ain graf wonet, den man auch nannt den waldgraffen. Der hett gerechtikait an der art den wald zu beschirmen von gehaiß des hertzogen von Britania. Da hyn kam Fortunatus zu dem besten wirdt vnnd hyeß ym es wol erbieten vnd fraget den würt, ob er nit fund hübsche roß zu kauffen. Er sprach: ja, es ist ain fremder kauffman gestern herkommen wol mit fünffzehen hübschen pferden vnd will auff die hochtzeit. So der hertzog von Britania haben will mit des künigs tochter von Arragonia: der hatt dreü roß under den .xv. da wolt jm vnnser graff dreühundert cronen vmb geben, so wil er nur dreühundert vnd zwaintzig Cronen haben vnd ist der stoß vmb .xx. Cronen. Fortunatus gieng haimlich in ain kamer vnd nam auß seinem seckel sechßhundert cronen vnd thet die in seinen seckel vnd gieng tzu dem würt vnd sprach: wo ist der man mit den rossen? het er so hübsche roß, ich wolt sy gern sehen. Der wirt sprach: ich fürcht, er laß sy üch nit sehen. vnser herr, der graf, hat kum vermöcht, daz er sy jn hat lassen sehen. Fortunatus sprach: gefallen mir die roß, ich thar sy ee kauffen dann der graff. Es gedaucht den wirt spotlich, daz er so reichlich redt vnd nit[37] klaider darnach an het vnnd auch zufůß gieng. doch so fůrt er yn zu dem roßtauscher vnd redt souil mitt ym, das er yn die roß ließ sehen vnnd mustert ym die. sy geuielen jm alle wol, doch so wolt er nur die dreü, so dann der graff kaufft wolt haben, hett er wol verstanden, das der stoß vmb .xx. cronen gewesen was, zoch gleich auß vnd gab ym dreühundert vnd zwaintzig Cronen vnnd hyeß die roß in seyn würtzhauß füren vnd sant nach dem satler, hieß yn sättel vnd geraid gar kostlich machen vnd befalch dem wirt, das er ym hulff vmb zwen raißig knecht, den wolt er gůtten sold geben. die weil er aber die sach allso handlet, ward der graff ynnen, das Fortunatus die roß kaufft hett, darab ainen grossen vnwillen enpfieng vnd grißgramet in jm selb, wann die ross geuiellen jm wol vnnd hett sy nit dahynden gelassen durch der .xx. Cronen willen, wann er auch auf die hochzeit wolt vnd da auch gesehen werden vnd in dem zoren sandt er seiner diener ainen zu dem wirdt vnd ließ jn fragen, was manns der wäre, der ym die roß auß seinen händen gekauft hett. Der wirt sprach, er kante yn nit, dann er war in sein herberg komen zufůß in armen klaidern vnnd hett zu ym gesprochen, er solt yms wol erbieten, er wölt jn wol betzallen. vnd sprach, er geuiel mir so wol, wann er ain mal geessen hett, ich het ym kain anders geben, ich wäre dann vor betzalt gewesen vmb das erst. Der knecht ward zornig an den wirdt, warumb er mitt ym ganngen wäre, die roß zu kauffen. er sprach: ich hab gethon, als ain yeder frommer würt seinem gast soll thůn, das er auch mit eeren wol thůn mag. er bat mich, mit ym zu gon. ich het nitt gedacht, das er ainen eßet het mügen vergelten.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 35-38.
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