Wie sich Anndolosia tzu ainem artzt verstellet, der künigin ain tail die hörner hynweg tryb vnd dardurch sein hütlin vnd seckel wider erobert.

[123] Da het sich Andolosia auch angemachet als ain artzt mitt ainem hohen rotten byrreet vnd het ainen rotten rock von scharlach an gethon vnd ain grosse nasen vnnd etlich farb an gestrichen, das yn niemandt kennen kund, der yn vor wolbekant het, fieng an vnd sprach zu ir: liebe schaffnerin, ich hab eüch gespürt, das ir in dreyer heüßer doctor der artzney gegangen seind, haben ir radt bey yn funden nach eüwerem begern? vnd zürnent nit, das ich eüch frag, wann ich byn auch ain doctor in der artzney. vnd ligt eüch etwas an, das mügen ir mir zu erkennen geben. es müßt gar ain frembder oder grosser gebrest sein, den ich mit der hilff gots nit wisse zuuertreiben vnd den menschen daruon gesund zumachen. Die hoffmaysterin gedacht, gott hette ir den doctor tzugewisen vnnd fieng an vnnd saget ym, wie ain namhaffte person wär, der wäre ain seltzamer schade tzu gestannden vnd zway lannge hörner auß dem kopff geschossen, die sähen gaißhörnern geleych, vnnd das bekümmerete die person so hartt, das daruon nit zu sagen wär. vnd wissen ir der[123] person zuhelffen, so wurde üch wol gelonet, wann sy hat kainen gebresten an gelt noch gůt. Andolosia, der nun ain artzt vnd ain doctor worden was, fieng an gar gütlichen zulachen vnd sprach, die sach waiß ich vnd die kunst kan ich, die hörner zuuertreiben on alles wee, doch so můß es gelt kostenn, wann man můß gar kostlich ding dartzu brauchen. ich wayß auch die vrsach, von wannen solliche hörner enntspringen. Sy sprach: Lieber herr doctor, wo von kommpt das wunderbarlich vngewächße? Der doctor mit der grossen nasen sprach zu der alten kamerin: es kommet von dem, so ain mensch ainem andern menschen ain grosse vntrew thůtt vnnd sich größlichen der boßhaitt erfrewet, die selben freüd nit offenlichen getar volbringen, so můß es durch etlich weg außbrechen vnd es gerat ainem menschen wol, dem es oben auß stosset, wann, wo es sunst außbräch, so sturbe der mensch vnnd maniger mensch stürbt, dem nichtz gebrochen hat, vnd nyemant waißt, wo von er gestorben ist. vnd der aynen sollichen menschen auff schnidt, so funde man hörner in ym ligen, die sich nit hetten künden schicken zu dem rechten außgang vnd stossen also das hertz oder andere gelider durch, darmit der mensch stürbt, vnd ist noch nit zway iar, do ich an des künigs hoff von Hyspania was, do hett ain mächtiger graf ain schöne tochter gantz von zarter complexion, der warn zway grosse hörner geschossen, die ich ir gantz vertriben hab, wann all ander artzt an den hörnern vertzaget hetten. Vnnd do die hoffmaisterin die red von dem doctor vernommen hett, fragt sy, wo er zuhauß wär, so wolt sy bald tzu ym kommen. Er sprach: ich hab noch kain hauß bestannden. Ich byn erst bey drey tagen herkommen vnd byn zu herberg zu dem schwan, da mügen ir mir nachfragen. man nennt mich den doctor mit der grossen nasen, wiewol ich ainen andren namen hab, yedoch so kennt man mich also allerbaßst. Die hofmaisterin gieng bald haim mit grossen unsäglichen freüden zu der betrübten künigin vnd sprach: gnädige künigin, seynd frölich vnd gehabt eüch wol, ewer sach würt bald gůt vnd sagt ir, wie sy die drey doctor vngetröstt hetten geen lassen, vnd darnach hette sy ainen funden, der hette sy wol getröst vnnd sagt ir alle ding,[124] wie dann der doctor mit ir geredt het vnd wie er ir wißset zu helffen, wie er auch ainer gräffin geholffen het. Er hat mir auch gesagt, auß waß vrsach solliche hörner enspringen, das ich jm doch vast wol glauben mag. Die traurig künigin auff dem bett lag vnd schämet sich so hart, das sy sich selber nit mocht an sehen, noch wolt, das sy ire mägt ansehen, vnd sprach zu der hofmaisterin: warumb hast du den doctor nit mitt dir bracht, so du waist, das ich der hörner so geren abkäme? Gang wunder bald vnd bring yn, sag ym, das er mit jm bring, was gůt tzu der sach sey vnnd nichts spar, bringe ym auch hyemitt hundert Cronen. bedarffe er meer, so gib jm als vil vnnd er begeret. die hoffmaisterin verstellet sich in vnbekannte klayder, gieng, da sy den doctor fand vnd gab ym hundert cronen vnd sprach: nun braucht fleiß, wann zů der person, da ich eüch zů füren will, müssen ir nur tzů nacht kommen vnd es nyeman sagen, wann ir aigne můter vnd vater wissen es nit. der doctor sprach: der sachen halb seind sicher. es soll von mir nit außkommen vnd will mit ewch geen. Doch so můßs ich vor in die appoteck vnd kauffen, das mir nodt wirt seyn tzů brauchen. Also mügen ir da harren oder über zwů stund wider kommen, sy sagt, sy wölt auff yn warten, wann sy törst nit on yn kommen. also gieng der doctor mit der grossen, vngestalten nassen in ain appoteck vnd kauffet ain wenig reubarbarum vnd lyeß da ainen halben apffel mit tzucker vnnd reubarbaro überziehen, thet dartzu vast wolsmeckent ding, die lieblich zu schmecken vnd zu essen waren, kauffet auch in ain büchssen ain wenig wolschmeckender salben vnd nam zu ym gůtten bysem vnd kam wider tzu der hoffmaisterin.

die fůrt jn bey der nacht zu der künigin, die lag auff irem bett hynnder den vmbhenngen. sy entpfienge yn gar vnmächtigklichen, als ob sy gar schwach wär. der doctor sprach: gnädige fraw, gehabt üch wol. mit der hilff gots vnd meiner kunst sol ewer sach bald gůt werden. Nun richten eüch auff vnd lassen mich greyffen vnd sehen ewern gebrechen, so kan ich eüch desterbaß gehelffen. Agripina schamt sich ser, das sy die hörner solt lassen sehen, doch so satzt sy sich auff das bett. Der doctor griff die hörner[125] dapffer an vnd sprach: man můß haben an ain yedes horen ain seckle von böltz auß ainer affenhaut also warm, wann ich wil sy salbenn, so můß man sy vast warm haltten. Die hoffmaisterin bestellet bald, das ain altter off am hoff abgetött, auß gezogen vnd die haut gebracht ward, zway säcklin gemacht nach des artzetz radt. als die gemacht waren, fieng der artzt an vnd salbet ir die hörner gar wol mitt dem affenschmaltz, das auch ain außbund ist tzu solichen schäden, vnd als er sy gesalbet het, zoch er ir die höltzin säcklach darüber vnd sprach: gnädige fraw, das ich yetzund den hörnern gethon hab, das wirt sy lind machen vnnd müssen durch stůlgenng vertriben werden. darumb so hab ich ain confect mitt mir bracht, das werden ir essen vnd darauf ain schläflin thůn, so werdenn ir gewar, das sich die sach zu besserung schicken wirt.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 123-126.
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