19.

[58] O du süßes Engelbild,

Das mir Sinn und Seele füllt,[58]

Himmelsglanz von bessern Sphären,

Friedensbote hoher Ehren,

Meine Sehnsucht, mein Verlangen,

Sprich, wo bist du hingegangen?


O wie war mit dir es süß,

Alle Welt ein Paradies,

Eitel Friede, Lust und Freude –

Was erzählten wir uns beide

Von den wunderbaren Dingen

Jenseits, wo die Sphären klingen!


Kehre wieder, komm zurück,

Alte Unschuld, altes Glück!

Daß die bösen Schatten weichen,

Die mir Gottes Sterne bleichen,

Daß die wilden Triebe schweigen,

Die mein Herz zur Sünde neigen.


Tröste dein verwaistes Kind,

Ach! der kalte Erdenwind

Hat es gnug in Finsternissen

Irrend hin und her gerissen –

Komm, du süßer Trost der Frommen!

Laß den Frieden wiederkommen.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 58-59.
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