Auf Menschen soll man nicht vertrauen

[233] Auf Menschen sollst du nicht vertrauen,

Sie kennen nur die eigne Noth,

Es überkommt sie leicht ein Grauen,

Und du lebst einsam in dem Tod.


Vertrau dem Wort in deiner Seele,

Das dir nicht eigen, du bist sein,

Es dringt aus freudensel'ger Kehle,

Es klingt in deinem Jammerschrein.


Die Glocke wird umsonst geschwungen,

Trifft sie kein harter Hammerschlag,

So wird das Wort von dir errungen,

Du lebst dem Klange lange nach.


Der Kindheit Schrein und Freudenlallen

Hat manchen ernsten Mann belehrt,

Das Wahre muß uns erst gefallen,

Das jeden in sich selbst bekehrt.[233]


Des Paradieses Frucht bewahre,

Der Apfel reift zur Weihnachtszeit,

Und du wirst selbst das Ewigwahre,

Suchst du des Schönen Seligkeit.

Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 233-234.
Lizenz:
Kategorien: