Lieg' ich in der Freundin Armen

[254] Lieg' ich in der Freundin Armen,

Weine und nicht weiß warum,

Sie ist traurig, ich bin stumm,

Bis die Lippen mir erwarmen,

Ach dann schwebt es auf der Zunge,

Wäre ich doch nur ein Junge!


Wäre ich doch nur ein Junge,

Gingen wir in die weite Welt,

Treulich wären wir gesellt,

Hielten uns noch fest umschlungen,

Wenn sich an der Welten Ende,

Mein Italien einst fände.


Wenn ich mein Italien fände,

Höhlten wir ein kleines Haus

Uns in Herkulanum aus,

Wo die schön bemahlten Wände;

Wie die Schwalben in dem Sande

Bauten wir uns an im Lande.[254]


Bauten wir uns an im Lande,

Steckten manches Flügelkind

In das Körbchen schnell geschwind,

Und verkauften's ohne Schande;

Leutchen, wer kauft Liebesgötter

Ach, es ist so liebreich Wetter.


Ach es ist so liebreich Wetter,

Kauft ihr Mädchen jung und schön!

Eine kommt sie anzusehen,

Spricht: Das sind die Liebesgötter?

Ei bewahre, das sind Tauben,

Eine nur gehört zum Glauben.


Eine, die gehört zum Glauben,

Doch die Liebe alle braucht,

Und zum Boten jede taugt,

Läßt sich nicht ihr Brieflein rauben,

Als wo sie den Liebsten wittert,

Der sie oft mit Zucker füttert.

Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 254-255.
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