Brunneneyer-Liedlein

[276] In Kreuznach und andern Städten am Rhein werden um Johannistag die Brunnen gereinigt, und neue Brunnenmeister erwählt, wobei sich die Nachbarn versammeln, und nachdem sie manche nachbarliche Angelegenheit besprochen, ein kleines Fest geben. An dem Tage dieses Festes ziehen die Kinder in der Nachbarschaft Eyer sammlen herum, die sie in einen mit Feldblumen geschmückten Korb auf Blätter legen, und sich Abends zu einem eignen Feste backen lassen, bei ihrem Eyersammlen singen sie folgendes Lied. Diese Gelage waren bereits im funfzehnten Jahrhundert.


Gärtlein, Gärtlein, Brunneneyer,

Heut han wir Johannistag,

Grün sind die Lilien,[276]

Rufen wir Frau Wirthin an,

Draus auf den Leyen, (Leye, Schiefer)

Steht ein Korb voll Eier,

Sind sie zerbrochen,

Gebt mir eure Tochter,

Sind sie zu klein,

Gebt mir zwey für ein,

Strih, strah, stroh,

Heut übers Jahr sind wir all miteinander wieder do!


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 276-277.
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