Wers Lieben erdacht

[154] Mündlich.


Knabe.


Zum Sterben bin ich,

Verliebet in dich,

Deine schwarzbraune Aeugelein,

Verführen ja mich[154]

Bist hier oder bist dort,

Oder sonst an eim Ort,

Wollt' wünsche, könnt rede,

Mit dir ein Paar Wort.

Wollt' wünsche es wär Nacht,

Mein Bettlein wär gemacht,

Ich wollt mich drein legen,

Feins Liebchen darneben,

Wollt s' herzen daß s' lacht.

Mein Herz ist verwund't,

Komme Schätzl' machs gesund,

Erlaub mir zu küssen

Dein'n purpurrothen Mund.

Dein purpurrother Mund,

Macht Herzen gesund,

Macht Jugend verständig,

Macht Todte lebendig,

Macht Kranke gesund.


Mädchen.


Meine Mutter hat nur

Ein schwarzbraune Kuh,

Wer wird sie denn melken,

Wenn ich heurathen thu.


Sänger.


Der dies Liedchen gemacht,

Hat's Lieben erdacht,

Drum wünsch ich mein feins Liebchen,

Viel tausend gute Nacht.[155]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 154-156.
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