Die Schlacht am Kremmerdamm

[121] Aus Buchholz's Geschichte der Churmark Brandenburg. Berlin, 1765. II. T.S. 383.


Als Barnim de fast lütke Mann,

Averst im Kriege nich quade,

Am langen Damme kam heran,

Ging he flietig tho Rade.


He sprack: Dat is en garstig Lock,

Da mütten wie nich dorchrieden,

Et mögt uns kosten unsen Rock,

Wie willen man hier bliven.


Wie willen schrieven ut de Stür,

De uns de nich will geven,

Den willen wie brüden mit det Für,

Un nah det Veh em streven.[121]


Det Rath gefehl em allen wol,

Se fingen an tho grawen,

Se mackten in de Erden holl,

Brachten det unnerst baven.


Marckgraf Ludwig de tappre Held,

Heelt up den Kremmschen Huwen,

Un dachte, dat sick da int Feld,

De Pamern schöllen truven.


Da averst kener kam hervär,

Liet he rupen sienen Peter,

Un sprack: Krieg diene Trumpet her,

Ried hen, als en Trumpeter.


Det segge Hertog Barnim an,

Ich hedde grot Verlangen,

Em as den Gast, un sienen Mann,

Im Felde tho emfangen.


Wo averst em det nich behagt,

So will ick em thospräcken,

Un ock im Luge sien unverzagt,

De Lanz mit em tho bräcken.


De Hertog sprack: He were da,

Un lichtlich ock tho finnen,

Det Spöt det stünde op de Wah,

Woll siehn, we werd gewinnen.


Drup ging et up den Damm hinab,

De was vull luter Köppe,

Et gaf da manchen harten Knap,

De Schall ging in de Zöppe.[122]


De Märcker kunnen nich bestahn,

De Lug was ehr Verderven,

Da mußte mancher liggen gahn,

Un ahne Wunne sterven.


Drum weken se up düsse Siet,

Un menen da tho fechten;

De Pamer folgt im vullen Tritt,

Schlog Heeren mit den Knechten.


Tho Cremmen ging em det nich an,

He mußte buten blieven,

Det Fotvolck stund da Mann vör Mann,

Hulp em thorügge driewen.


Se schoten up de Strat hinut,

De men van Pamern krewelt,

Un föhlen em so up de Hut,

Det em det Harte wewelt.


Det, sprack Schwerin, deit hier ken got,

Lat uns den Damm erfaten,

Oder wie weren unse Blot,

Hier alle mötten laten.


Se treckten wedder hen thom Damm,

Un sammlten äre Büte.

Damit de Krieg en Enne namm,

Davör uns Gott behüde.[123]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 121-124.
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