Die schweren Brombeeren

[203] Vielfach schriftlich und mündlich.


Es wollt ein Mägdlein früh aufstehn,

Drey Stündelein vor dem Tag,

Wollt in den grünen Wald n'aus gehn,

Brombeerlein brechen ab.


Und als sie in den Wald nein kam,

Begegnet ihr Jägers Knecht.

Ey Mädchen scher dich weg nach Haus,

Dem Herren ist das nicht recht.


Und als das Mädchen rückwärts kam,

Begegnet ihr Jägers Sohn:

»Ey Mädchen brech dir ohne Scham,

Ein Schooß voll gönn ich dir schon.«


»Ein Schooß voll den begehr ich nicht,

Ein Handvoll hab ich genug.«

Die Brombeeren standen da so dicht,

Sie suchten da immerzu.


Und als ein halbes Jahr um war,

Brombeerlein wurden groß,

Und als ein drey Vierteljahr um waren,

Ein Kindlein auf dem Schooß.


Ach Gott sind das die Brombeerlein,

Die ich mir gebrochen hab,

Komm her du falsches Jägerlein,

Hilf tragen mich ins Grab.[203]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 203-204.
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