[44.]

[106] Wer vogel / hund / jnn kyrchen fürt

Vnd ander lüt / am betten jrrt

Der selb / dē gouch wol stricht vnd schmyert


44. Gebracht i der kirche

Gebracht ī der kirchē

Man darff nit fragen / wer die sygen

By den die hund jnn kylchen schrygen

So man meß hat / predigt / vnd singt

Oder by den der habich schwyngt

Vnd důt syn schellen so erklyngen

Das man nit betten kan noch syngen

So můß man hüben dann die hätzen

Do ist eyn klappern vnd eyn schwätzen[107]

Do můß man richten vß all sachen

Vnd schnyp / schnap / mit dē holtzschůh machē

Vnd sunst vil vnfůr mācher hād

Do lůgt man wo frow kryemhild stand

Ob sie nit well har vmbher gaffen

Vnd machen vß dem gouch eyn affen

Lyeß yederman syn hund jm huß

Das nit eyn dieb stiel ettwas dar vß

Die wile man wer zů kylchen gangen

Ließ er den gouch stan vff der stangen

Vnd brucht die holtzschů vff der gassen

Do er ein pfenīgwert drecks möht fassē

Vnd döubt nit yederman die oren

So kant man ettwan nit eyn doren

Doch die natur gybt yedem jn

Narrheyt will nit verborgen syn

Christus der gab vns des exempel

Der treib die wechßler vß dem tempel

Vnd die do hatten tuben feil

Treib er jn zorn vß mit eym seil

Solt er yetz offen sünd vß triben

Wenig jnn kylchen wurden bliben

Er fing gar dick am pfarrer an

Vnd würt biß an den meßner gan

Dem huß gottes heylikeit zů stat

Do gott der herr syn wonung hat


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 106-108.
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