[87.]

[229] Wer lästert gott mitt flůchen / schweren

Der lebt mit schand / vnd styrbt on eren

We dem / der sollchs ouch nit důt weren


87. Von gottes lestern

Von gottes lestern

Die größsten narren ich ouch kenn

Die ich nit weiß wie man sie nenn

Die nit benügt an aller sünd

Vnd das sie sint des tüfels kynd

Sie müssen öfflich zougen das

Wie sie sygen jnn gottes haß

Vnd haben jm gantz widerseyt

Der hebt gott syn omächtikeyt[230]

Der ander / jm syn marter für

Syn myltz / syn hyrn / syn kröß / vnd nyer

Wer yetz kan vngewonlich schwür

Die dann verbietten důnt all recht

Den haltt man / für eyn fryschen knecht

Der můß eyn spieß / eyn armbrust han

Der gtar alleyn / wol vier bestan

Vnd vß der fläschen freydig syn

Mörtlich schwür důt man by dem wyn

Vnd by dem spyel / vmb wenig gelt

Nit wunder wer / ob gott die weltt

Durch solche schwür / ließ vnder gon

Oder der hymel bräch dar von

So lästert / vnd geschwächt man gott

All erberkeyt ist leyder dott

Vnd gatt mit recht / keyn straff dar noch

Des lyden wir vil plag / vnd roch

Dann es so öfflich yetz geschycht

Das es all weltt merckt / hört / vnd sicht

Nit wunder / ob gott selber rycht

Gott mags die leng vertragen nycht

Dann er entpfalh / das man solt důn

Versteynen / der Israhelyten sün

Sennacherib / der flůchet gott

Vnd wart geplagt mit schand / vnd spot

Lycaon / vnd Mezencius

Entpfand das / vnd Antyochus


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 229-231.
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