[Die Seufzer des Abendwinds wehen]

[44] Die Seufzer des Abendwinds wehen

So jammernd und bittend im Turm;

Wohl hör' ich um Rettung dich flehen,

Du ringst mit den Wogen, versinkest im Sturm.


Ich seh' dich am Ufer; es wallet

Ein traurendes Irrlicht einher.

Mein liebendes Rufen erschallet,

Du hörest, du liebest, du stürzest ins Meer.


Ich lieb' und ich stürze verwegen

Dir nach in die Wogen hinab,

Ich komme dir sterbend entgegen,

Ich ringe, du sinkest, ich teile dein Grab.


Doch stürzt man den Stürmen des Lebens

Von neuem mich Armen nun zu.

Ich sinke; ich ringe vergebens,

Ach nur in dem Abgrund des Todes ist Ruh'.


Da schwinden die ewigen Fernen,

Da endet kein Leben mit dir.

Ich kenn' deinen Blick in den Sternen,

Ach sieh nicht so traurig, hab' Mitleid mit mir!


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 44.
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