[Ich bin allein]

[429] Ich bin allein,

Viel Sonnenschein

Liegt um das Haus,

Doch wie ein welker Blumenstrauß

Muß einsam sein,


Bis Blatt vor Blatt

Ganz lebenssatt,[429]

Zum andern Ziel

Der leichtgesinnten Lüfte Spiel

Entführet hat.


So sterb' ich hier,

Als Todeszier

Streu' ich den Zug

Von deinem Namen in den Flug

Der Lüfte mir.


O gutes Kind!

Es weht der Wind,

Und was mich quält,

Wird deinen Blumen auch erzählt

Die blühend sind.


Die senken drum

Ganz still und stumm

Das reine Haupt

Und sprechen: Selig wer da glaubt

Der kömmt nicht um.


Und so auch heut,

Da du erfreut

Im Grünen gehst

Hat sich, was du in Liebe säest

Ins Kreuz gestreut.


So zwing' ich dich,

So schwing' ich mich

Zu deiner Huld,

Im Zeichen ewiger Geduld

Vollbringe ich.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 429-430.
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