[Wie klinget die Welle!]

[242] Wie klinget die Welle!

Wie wehet ein Wind!

O selige Schwelle!

Wo wir geboren sind.


Du himmlische Bläue!

Du irdisches Grün!

Voll Lieb' und voll Treue,

Wie wird mein Herz so kühn!


Wie Reben sich ranken

Mit innigem Trieb,

So meine Gedanken

Habt hier alles lieb.


Da hebt sich kein Wehen,

Da regt sich kein Blatt,

Ich kann draus verstehen,

Wie lieb man mich hat.


Ihr himmlischen Fernen!

Wie seid ihr mir nah;

Ich griff nach den Sternen

Hier aus der Wiege ja.


Treib nieder und nieder

Du herrlicher Rhein!

Du kömmst mir ja wieder,

Läßt nie mich allein.[242]


Meine Mühle ist brochen,

Und klappert nicht mehr,

Mein Herz hör' ich pochen

Als wenn's die Mühle wär'.


O Vater! wie bange

War mir es nach dir,

Horch meinem Gesange,

Dein Sohn ist wieder hier.


Du spiegelst und gleitest

Im mondlichen Glanz,

Die Arme du breitest,

Empfange meinen Kranz.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 242-243.
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