10. Jänner 1834

[530] [1834]


Wo schlägt ein Herz das bleibend fühlt?

Wo ruht ein Grund nicht stäts durchwühlt,

Wo strahlt ein See nicht stäts durchspült,

Ein Mutterschoß, der nie erkühlt,

Ein Spiegel nicht für jedes Bild

Wo ist ein Grund, ein Dach, ein Schild,

Ein Himmel, der kein Wolkenflug

Ein Frühling, der kein Vögelzug,

Wo eine Spur, die ewig treu

Ein Gleis, das nicht stäts neu und neu,

Ach wo ist Bleibens auf der Welt,

Ein redlich ein gefriedet Feld,

Ein Blick der hin und her nicht schweift,

Und dies und das und nichts ergreift,

Ein Geist, der sammelt und erbaut,

Ach wo ist meiner Sehnsucht Braut;

Ich trage einen treuen Stern

Und pflanzt' ihn in den Himmel gern

Und find' kein Plätzchen tief und klar,

Und keinen Felsgrund zum Altar,

Hilf suchen, Süße, halt o halt!

Ein jeder Himmel leid't Gewalt.

Amen!

Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 530-531.
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