Der alte Junge hat's gut

Der alte Junge hat's gut

[93] Die Frühstückszeit hat Knopp vor allen,

Weil sehr behaglich, sehr gefallen.

Nachdem die Liese aufgetischt,
[93]

Der alte Junge hat's gut

Hat Doris ihm den Trank gemischt.

Und außerdem genießt er heute

Noch eine ganz besondre Freude.


Der alte Junge hat's gut

[94] Frau Doris schenkt ihm eine Mütze,

Die rings mit Perlen und mit Litze

In Form von einem Kranz der Reben

Gar schön umwunden und umgeben.


Der alte Junge hat's gut

Sehr freut ihn dieser Kopfbehälter,

Denn nach Micheli wird es kälter

Und weht schon oft ein herber Hauch,

Und außerdem verziert es auch.
[95]

Der alte Junge hat's gut

Stolz sitzt er da auf seinem Sitze;

Das Haupt verschönt die Morgenmütze;

Die Pfeife ist ihm Hochgenuß,

Und Doris hält den Fidibus.[96]

Schnell flieht der Morgen. – Unterdessen

Bereitet man das Mittagessen. –

Was dies betrifft, so muß man sagen,

Kann Knopp sich wirklich nicht beklagen.

Zum Beispiel könnt er lange suchen

Nach solchem guten Pfannekuchen.

Hierin ist Doris ohne Fehl.

Stets nimmt sie einen Löffel Mehl,

Die nöt'ge Milch, dazu drei Eier,

Ja vier sogar, wenn sie nicht teuer,

Quirlt dies sodann und backt es braun

Mit Sorgfalt und mit Selbstvertraun;


Der alte Junge hat's gut

Und jedesmal spricht Knopp vergnüglich:

»Der Pfannekuchen ist vorzüglich!«
[97]

Der alte Junge hat's gut

O wie behaglich kann er nun

An Doris' treuem Busen ruhn.

Gern hat er hierbei auf der Glatze

Ein loses, leises Kribbelkratze.

So schläft er mit den Worten ein:

»Wie schön ist's, Herr Gemahl zu sein!«
[98]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 93-99.
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