Eine unruhige Nacht

Eine unruhige Nacht

[155] Einszweidrei, im Sauseschritt,

Läuft die Zeit; wir laufen mit. –


Eine unruhige Nacht

Julchen ist hübsch kugelrund

Und schon ohne Wickelbund. –


Eine unruhige Nacht

[155] Es ist Nacht. – Frau Doris ruht,

Während Knopp das Seine tut.


Eine unruhige Nacht

Aber Julchen in der Wiegen

Will partu nicht stille liegen.


Er bedenkt, daß die Kamille

Manchmal manche Schmerzen stille.
[156]

Eine unruhige Nacht

Wirkungslos ist dieser Tee.

Julchen macht: rabäh, rabäh!


Eine unruhige Nacht

Lieber Gott, wo mag's denn fehlen?

Oder sollte sonst was quälen?


Eine unruhige Nacht

[157] O wie gern ist Knopp erbötig,

Nachzuhelfen, wo es nötig.


Eine unruhige Nacht

Aber weh, es will nicht glücken,

Und nun klopft er sanft den Rücken. –
[158]

Eine unruhige Nacht

Oder will's vielleicht ins Bette,

Wo auf warmer Lagerstätte

Beide Eltern in der Näh?

Nein, es macht: rabäh, rabäh!


Eine unruhige Nacht

Schau! Auf einmal wird es heiter. –

Knopp begibt sich eilig weiter

Und bemerkt nur dieses noch:

»Ei potztausend! Also doch!!«
[159]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 155-160.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Julchen
Julchen
Julchen.
Julchen und andere heitere Geschichten

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Die Serapionsbrüder

Die Serapionsbrüder

Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica

746 Seiten, 24.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon