|
[155] Einszweidrei, im Sauseschritt,
Läuft die Zeit; wir laufen mit. –
Julchen ist hübsch kugelrund
Und schon ohne Wickelbund. –
[155] Es ist Nacht. – Frau Doris ruht,
Während Knopp das Seine tut.
Aber Julchen in der Wiegen
Will partu nicht stille liegen.
Er bedenkt, daß die Kamille
Manchmal manche Schmerzen stille.
[156]
Wirkungslos ist dieser Tee.
Julchen macht: rabäh, rabäh!
Lieber Gott, wo mag's denn fehlen?
Oder sollte sonst was quälen?
[157] O wie gern ist Knopp erbötig,
Nachzuhelfen, wo es nötig.
Aber weh, es will nicht glücken,
Und nun klopft er sanft den Rücken. –
[158]
Oder will's vielleicht ins Bette,
Wo auf warmer Lagerstätte
Beide Eltern in der Näh?
Nein, es macht: rabäh, rabäh!
Schau! Auf einmal wird es heiter. –
Knopp begibt sich eilig weiter
Und bemerkt nur dieses noch:
»Ei potztausend! Also doch!!«
[159]
Ausgewählte Ausgaben von
Julchen
|
Buchempfehlung
Therese gibt sich nach dem frühen Verfall ihrer Familie beliebigen Liebschaften hin, bekommt ungewollt einen Sohn, den sie in Pflege gibt. Als der später als junger Mann Geld von ihr fordert, kommt es zur Trgödie in diesem Beziehungsroman aus der versunkenen Welt des Fin de siècle.
226 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro