|
[155] Einszweidrei, im Sauseschritt,
Läuft die Zeit; wir laufen mit. –
Julchen ist hübsch kugelrund
Und schon ohne Wickelbund. –
[155] Es ist Nacht. – Frau Doris ruht,
Während Knopp das Seine tut.
Aber Julchen in der Wiegen
Will partu nicht stille liegen.
Er bedenkt, daß die Kamille
Manchmal manche Schmerzen stille.
[156]
Wirkungslos ist dieser Tee.
Julchen macht: rabäh, rabäh!
Lieber Gott, wo mag's denn fehlen?
Oder sollte sonst was quälen?
[157] O wie gern ist Knopp erbötig,
Nachzuhelfen, wo es nötig.
Aber weh, es will nicht glücken,
Und nun klopft er sanft den Rücken. –
[158]
Oder will's vielleicht ins Bette,
Wo auf warmer Lagerstätte
Beide Eltern in der Näh?
Nein, es macht: rabäh, rabäh!
Schau! Auf einmal wird es heiter. –
Knopp begibt sich eilig weiter
Und bemerkt nur dieses noch:
»Ei potztausend! Also doch!!«
[159]
Ausgewählte Ausgaben von
Julchen
|
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro