Alexandros

[230] Nimm hinweg die goldne Schale,

Schöne Tochter Griechenlands,

Laß die Flöte von den Lippen,

Nimm aus meinem Haar den Kranz!


Hörst du nicht die Rosse wiehern?

Dank, ihr Götter, sie sind da!

Sind's, Dareios und die Perser

Und die ganze Asia!


Heimzahlt heute den Barbaren

Hellas lang verdienten Lohn,

Und Athens verbrannte Tempel

Rächet des Philippos Sohn.


Rasch den Helm, den mähnumbüschten,

Reichet Schwert mir und Geschoß,

Auf, Hephästion, mein Trauter,

Zäume den Bukephalos!


Wie auf dumpfe Rinderherden

Hohen Sprungs der Löwe fällt,

Freudejauchzend will ich jagen

In die wirre Sklavenwelt.
[230]

Meine nicht, du schönes Mädchen!

Heut' werd' ich dir nicht geraubt:

Alle Götter der Hellenen

Schützen dies geweihte Haupt.


Held Achilleus, großer Ahnherr,

Leuchtend steht dein Bild vor mir,

Und durch Lethe selbst soll dringen

Deines Enkels Ruhm zu dir.

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 230-231.
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