Unsere Gedanken wir tags im Haus vergruben

[283] Unsere Gedanken wir tags im Haus vergruben

Hinter heißen Fensterladen und in kellerdunklen Stuben.

Während draußen der Flußspiegel wie Hexensilber tanzt,

Und die Sonne das Haus umschanzt mit Mittagbrand,

Liegt drinnen mein Leben leicht in deiner Hand.


Am Abend, wenn der Vollmond die Flußbrücke bleicht

Und dir einen goldenen Schleier über die Fensterbank reicht,

Dann gehst du neben mir herzwandelnd dem Dunkel nach

Und lockst wie das Abendläuten die guten Geister unter das Dach.

Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 283.
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