Auf die Musik

[77] Ode.


Auf, rühret eüch ihr muntern Saiten,

Und flammet meine Geister an,

Damit ich eüern Trefflichkeiten,

Ein würdigs Opfer bringen kan!

Wer ist der nicht in Wollust schwimme,

Wenn eüer himmlisches Gestimme

Durch unsrer Sinnen Tiefen bricht?

Ihr spielet schon; Ich bin entzücket.

Wo werd ich von eüch hingerücket?

Welch eine Regung fühl ich nicht!
[78]

So wie die Königinn der Büsche,

Wenn sie des Frühlings Anmuht fühlt,

Mit Wundervollem Tohngemische

Durch die erfreüten Lüfte spielt:

So steiget ihr und sinket wieder.

Bald lasset ihr eüch sanfte nider;

Bald stürmet ihr mit Macht herbey.

Ihr spielet streng. Ihr spielet schöne

Ihr mischet eüre Zaubertöhne

Mit tausendfacher Schmeicheley.


So lernen wir durch Lust und Grausen,

Wie kräftig eüre Züge seyn.

Bald kömmt ein lieblich-sanftes Sausen,

Und wieget uns in Wollust ein.

Bald werden wir von eüerm Schallen

Mit Furcht und Schrecken überfallen;

Bald rühret ihr uns Geist und Muht;

Und bald so fügt es eüer Wille,

Daß unter einer holden Stille

Der Sturm der Sinnen wieder ruht.
[79]

Drum bleiben eüre werten Spiele

Das beste Labsal unsrer Brust.

Sie wirken in uns ein Gefühle

Von jenes Paradises Lust.

Ermuntert eüch, gepriesne Saiten!

Verdoppelt eüre Lieblichkeiten,

Womit ihr Herz und Sinne zwingt!

Wie aber? hör ich nicht Climenen

Mit ihrer Stimme Wundertöhnen?

Ihr Saiten schweigt! Climene singt.

Quelle:
Carl Friedrich Drollinger: Gedichte. Stuttgart 1972, S. 77-80.
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