28. Der Musen Hochzeitwündsche auf Herrn Brokmans mit Jungfrau Dorotheen Temme Beilager zu Revel

1635 April.


Clio.


Die schöne Temmin freit und Brokman wird ihr Man.

Ihr Götter, seht diß Werk mit Gnadenaugen an!


Melpomene.


Er liebe sie, wie Orpheus seine liebte,

doch ohne das, was ihn so sehr betrübte!


Thalia.


Hirsche werden langsam alt,

keine Krahe stirbt nicht bald.

Ihren Jahren müß imgleichen

Hirsch- und Krahen-Alter weichen.


[87] Euterpe.


Die Braut ist durch den Schein der schönen Sitten klar,

wie die Sulpicia Paterculana war.


Terpsichore.


Ist er von Jahren jung und grüne von Gestalt,

so ist der Bräutgam doch an grauer Weisheit alt.


Erato.


Niemand weiß der Sternen Zahl

umb des Himmels blauen Saal:

ihres Glückes reiche Gaben

können keinen Zähler haben.


Calliope.


Mein! was vermählt diß Paar der süßen Jugend?

Was ist ihr Schatz, ihr ganzes Alles? Tugend.


Urania.


So einig, so getreu, so fruchtbar und so rein

sei dieses neue Paar, wie Turteltauben sein!


Polyhymnia.


Seid tausentmal gegrüst und tausentmal gesegnet,

ihr Beide, denen Nichts als Glück und Heil begegnet!

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 87-90,142-143.
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